München:Grüne fordern bessere Notarztversorgung

Von Dietrich Mittler

Aus Sicht der Grünen im Landtag hat sich der Mangel an Notärzten im Freistaat mittlerweile so verschärft, dass dringend Abhilfe geschaffen werden müsse. Der offenbar gravierendste Ausfall von Notärzten hatte sich vor einigen Wochen im Kreis Aichach-Friedberg um Weihnachten herum zugetragen. Insbesondere Thomas Winter, der Rettungsdienstleiter des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) im Kreis Aichach-Friedberg, hatte auf den Missstand aufmerksam gemacht. Demnach war über die Weihnachtsfeiertage in seinem Einsatzgebiet kein Notarzt im Dienst. BRK-Landesgeschäftsführer Leonhard Stärk betonte, über diesen "Sonderfall Aichach-Friedberg" hinaus komme es auch landesweit zu Engpässen bei der Notarzt-Besetzung. Aus Sicht der Grünen-Abgeordneten Christina Haubrich kann es so nicht weitergehen. "Die Versorgungslage verschlechtert sich jedes Jahr, und wir müssen hier endlich in die Gänge kommen und gegensteuern", sagte sie. Dazu gehöre es, umgehend eine Notarztbedarfsstudie in Auftrag zu geben. Sie befürchtet, dass die Ausfälle angesichts des Ärztemangels zunehmen werden - vor allem auf dem Land.

Das für die Notfallrettung politisch verantwortliche Innenministerium schätzt die Lage weniger dramatisch ein. Was die Notärzte betreffe, so sei 2019 im Vergleich zum Vorjahr kein signifikanter Anstieg der Ausfallzeiten zu verzeichnen gewesen, teilte das Ministerium auf Haubrichs Plenumsanfrage mit. Und was den vorübergehenden Ausfall an Notärzten im Kreis Aichach-Friedberg betreffe: "Die Tage um Weihnachten und den Jahreswechsel sind als für die Besetzung der Notarztstandorte kritische Tage bekannt", hieß es in der schriftlichen Antwort des Innenministeriums. Die Besetzungsquote der 229 Standorte in Bayern habe im vergangenen Jahr 96,8 Prozent betragen - also nur geringfügig weniger als 2018 mit 97,5 Prozent.

Bei Ausfällen in der Notarztbesetzung, so das Ministerium weiter, würden die Patienten über den Nachbarstandort oder "bei besonderer Dringlichkeit über das gut ausgebaute System der Luftrettung" versorgt. Ein Argument, das nach Haubrichs Ansicht im Winter nur bedingt richtig sei. Die Hubschrauber der Luftrettung dürften nämlich gar nicht abheben, "wenn die Sicht zu schlecht oder die Vereisungsgefahr aufgrund niedriger Temperaturen zu groß" sei. Damit die Luftrettung unter erschwerten Bedingungen eher einsatzfähig sei, brauche es in Bayern auch satellitengestützte Navigationsverfahren, wie sie in Nachbarländern bereits Standard seien, betonte Haubrich.

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