Bayerische Krankenhausgesellschaft:Führungswechsel in schweren Zeiten

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Roland Engehausen, der neue Geschäftsführer der Bayerischen Krankenhausgesellschaft. (Foto: BKG/oh)

Roland Engehausen löst Siegfried Hasenbein an der Spitze der Bayerischen Krankenhausgesellschaft ab

Von Dietrich Mittler, München

Die Bayerische Krankenhausgesellschaft (BKG) steht vor einem Generationswechsel. Der langjährige BKG-Geschäftsführer Siegfried Hasenbein übergibt am Dienstag offiziell seinen Posten an Roland Engehausen und geht in Rente. Hasenbein hat sich in seiner 17-jährigen Geschäftsführerzeit den Ruf als ebenso kompetenter wie menschlich integrer Interessensvertreter der bayerischen Krankenhäuser erworben. In seine Dienstzeit fallen zahlreiche Belastungsproben. Zumeist waren diese bedingt durch bundespolitische Zielsetzungen in Berlin. Die liefen nur zu oft auf eine massive Reduzierung der vorgehaltenen Klinikbetten sowie der Verweildauer der Patienten hinaus. Dazu gehörte unter anderem vor nahezu 20 Jahren auch ein massiver Stellenabbau, vor allem in der Pflege. Insbesondere diese Hinwendung zur Reduzierung weist sich nun in Zeiten der Corona-Pandemie als folgenschwer.

Auch die Sparpolitik des damaligen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber (CSU), der die Investitionszuschüsse für Bayerns Krankenhäuser im Nachtragshaushalt von 2004 von ehemals 613,6 auf 456 Millionen Euro gekürzt hatte, traf Bayerns Kliniken hart. Es dauerte Jahre - und Hasenbein war an diesem Kampf maßgeblich beteiligt - bis die Zuschüsse wieder das alte Niveau erreichten. Mittlerweile beträgt die Fördersumme 643 Millionen Euro - zu wenig, wie Hasenbein bis zuletzt betont hat.

Künftig muss sich Amtsnachfolger Roland Engehausen, Jahrgang 1969, mit solchen Problemen herumschlagen. Die letzten zwei Monate nutzte er dazu, sich in Hasenbeins Anwesenheit mit dem neuen Aufgabengebiet vertraut zu machen. Bevor er strukturelle Problembereiche angeht, so teilte Engehausen kürzlich mit, gelte es im Kampf gegen Corona Fortschritte zu erzielen. Dann aber sei es auch an der Zeit, aus der Krise zu lernen - sprich, für die Kliniken eine solide Finanzierung ihrer Vorhaltekosten sicherzustellen. "Niemand würde zum Beispiel die Feuerwehr unter der Maßgabe finanzieren, wie oft es brennt", begründet Engehausen seine Forderung.

Die Quelle des Verdrusses im Freistaat liegt oft in bundespolitischen Beschlüssen

Wie schon bei Siegfried Hasenbein, liegt der Quell des jüngsten Verdrusses wieder einmal in Berlin. Bedingt durch Bundesvorgaben, bekommen augenblicklich zum Beispiel nicht alle bayerischen Krankenhäuser Ausgleichszahlungen in Aussicht gestellt, wenn sie auf planbare Operationen verzichten. Und das, obwohl sie auf diese Weise in ihren Intensivstationen Plätze für Covid-19-Patienten freihalten.

Freilich ist auch dem neuen BKG-Geschäftsführer bewusst, dass die augenblickliche Zahl der bayerischen Krankenhäuser - circa 360 Kliniken - nicht zu halten ist. "Aber", so warnte er, "jedes Krankenhaus, das sich künftig verabschiedet, ist dann auch weg." Das sei die Lehre der zurückliegenden Jahrzehnte. Die Struktur vieler Häuser werde sich jedoch ändern müssen, und dazu gehöre auch eine stärkere Hinwendung hin zur ambulanten Versorgung und eine Abkehr vom bisherigen Ziel, immer gleich Betten zu belegen.

In ihrem persönlichen Werdegang unterscheiden sich Engehausen und sein Vorgänger ganz erheblich. Siegfried Hasenbein hat seine Wurzeln im Krankenhaus-Management. 18 Jahre lang sammelte er Erfahrungen als Leiter mehrerer kommunaler Kliniken. Zur Bayerischen Krankenhausgesellschaft kam er 1996 - zunächst sieben Jahre lang als Leiter des Geschäftsbereichs Politik und Öffentlichkeitsarbeit. Engehausen wiederum machte sich als Gast-Dozent an mehreren Hochschulen - etwa in Bamberg und Fürth - einen Namen und wirkte als Experte im Gemeinsamen Bundesausschuss mit, der wesentlichen Einfluss auf die Gesundheitspolitik nimmt. Engehausen ist auch ausgebildeter Krankenkassen-Betriebswirt. Er ist also auch mit deren Interessen vertraut, und die stimmen nicht unbedingt mit jenen der Kliniken überein.

© SZ vom 30.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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