Ganz gleich, mit welchem Ergebnis Markus Söder als CSU-Chef wiedergewählt worden wäre - er hatte vorher schon gewonnen. Unangefochten steht Söder an der Spitze der Partei, als hätte er bei der Landtagswahl vor einem Jahr nicht ein historisch mieses Ergebnis, sondern einen glanzvollen Sieg eingefahren. Sich mit mehr als zehn Prozent Verlust zum Alleinherrscher der CSU aufzuschwingen: Das muss man erst einmal schaffen.
Die CSU hat ihre Neigung, sich starken Anführern zu unterwerfen, bis heute nicht abgelegt. Es ist daher nicht überraschend, dass sie Söder folgt, obwohl er selbst zu denen gehört, die sie in dieses Tal geführt haben. Eine Serie von Wahlschlappen hat die Partei ausgelaugt, der epische Machtkampf Söders mit Horst Seehofer hat sie gespalten. Mehr als andere hat Söder jetzt aber verstanden, welche Modernisierung die CSU benötigt, damit sie Volkspartei bleiben kann. Er hat gegen interne Widerstände ein Artenschutz-Volksbegehren angenommen, er hat der Partei ein Klimakonzept verordnet, er trimmt sie auf jünger, weiblicher, digitaler.
Die Partei trägt Söders Kurs in weiten Teilen mit. Die meisten wissen, dass es keine Alternative gibt: weder inhaltlich noch personell. Söder hat sich mit 91,3 Prozent verbessert, doch alleiniger Maßstab ist die Landtagswahl 2023. Sie entscheidet über die Zukunft der CSU, und noch mehr über die von Söder. Ein erstes Mal hat ihn die Partei verschont. Ein zweites Mal wird sie nicht so nachsichtig sein.