Die bayerische Staatsbibliothek hat im Antiquariatshandel spektakulär eingekauft: Sie hat drei kostbare deutschsprachige Handschriften des Spätmittelalters und der Renaissance bayerischer Herkunft erworben. Die Handschriften gehörten zu den Spitzenstücken der Buchmalerei zwischen Mittelalter und Neuzeit, teilte das Haus am Mittwoch mit. Für die Ankäufe habe man einen "niedrigen siebenstelligen Betrag" ausgegeben, sagte der Sprecher der Staatsbibliothek, Peter Schnitzlein. "Wir haben gut verhandelt", sagte er.
Zwei der drei Werke beinhalten Illustrationen vom berühmten Nürnberger Buchmaler Nikolaus Glockendon (gest. 1534). Das Gebetbuch für Wolfgang Hofmann, Faktoreivorsteher der Fugger in Nürnberg, und seine Frau Helena sei zwischen 1513 und 1514/15 entstanden und eines seiner frühen Werke. Es umfasst 299 Pergamentblätter. Besonders außergewöhnliche Miniaturen weist der von Heinrich von St. Gallen verfasste "Passionstraktat" auf, der 1521 vollendet wurde. Dieser Codex sei der wertvollste Teil der Erwerbungen, hieß es. Bedeutsam und besonders seien die ganzseitigen später in den Buchblock eingefügten 23 Deckfarbenminiaturen. Glockendon schuf sie nach dem Vorbild von Albrecht Dürers "Kleiner Holzschnittpassion" von 1511.
Ältester Ankauf ist eine Fabelsammlung. Sie wurde 1453 in Bayern von Johannes Mör zweispaltig auf Papier geschrieben. Der Text dieser ersten deutschen Fabelprosasammlung wurde von Ulrich von Pottenstein um 1411/17 ins Deutsche übersetzt. Die Staatbibliothek habe die Neuerwerbungen bereits katalogisiert, sagte Schnitzlein. Derzeit würden sie digitalisiert und seien dann für die wissenschaftliche Arbeit in aller Welt verfügbar.