Morddrohungen nach Bürgermeisterwahl:"Ein Kopfschuss wird Dein Mandat beenden"

Kopfschüsse und Mafia-Killer: Weil ein früheres Parteimitglied das schlechte Ergebnis der CSU bei der Bürgermeisterwahl im oberbayerischen Bad Endorf nicht verkraften konnte, verfasste es Briefe mit wüsten Morddrohungen.

Von Heiner Effern, Bad Endorf

Der Urheber der Morddrohungen gegen die neu gewählte Bad Endorfer Bürgermeisterin Doris Laban und zwei Gemeinderäte ist ein früheres CSU-Mitglied. Als Grund für seine Briefe, in denen er Kopfschüsse und Mafia-Killer ankündigte, gibt der 74 Jahre alte Mann die Niederlage des CSU-Bürgermeisterkandidaten Alois Loferer in der Stichwahl am 30. März an. Der Verdächtige habe in der vergangenen Woche gestanden, die Drohbriefe geschrieben zu haben, bestätigt das Polizeipräsidium Oberbayern Süd.

Er sei "erleichtert und schockiert zugleich", sagte Curt Wiebel, der die Briefe erhalten hatte. Denn der Verfasser hat als langjähriges Mitglied im Schützenverein wohl direkten Zugriff auf Schusswaffen. Das macht auch Bürgermeisterin Laban zu schaffen. Dass der Mann möglicherweise in der Lage gewesen wäre, seine Drohungen umzusetzen, sei "kein gutes Gefühl". Um so mehr sei sie froh, "dass das nun geklärt ist".

Laban sowie die Gemeinderäte Wiebel und Theo Busch haben im vergangenen Jahr mit einer neuen politischen Gruppierung die Lokalpolitik in Bad Endorf gehörig durcheinander gewirbelt. Das sogenannte Aktionsbündnis für Bad Endorf (ABE) trat erstmals zur Kommunalwahl an und errang drei Mandate. Besonders schmerzte die CSU die überraschende Niederlage in der Stichwahl. Das Aktionsbündnis hatte seine Kandidatin, die damalige Verwaltungschefin in Vaterstetten, per Inserat engagiert. Alle Hoffnungen der CSU, nach zwölf Jahren wieder an die Macht zu kommen, waren zerstoben.

Schwer zu verdauende Niederlage

"Diese Niederlage war sensationell und schwer zu verdauen", erklärt der Verfasser der Drohbriefe denn auch in einem dritten Schreiben, in dem er von den Morddrohungen Abstand nimmt. Das erste hatte er kurz nach der Stichwahl Curt Wiebel geschickt, der als CSU-Mitglied für die ungeliebte ABE-Liste kandidierte. Er solle sein Mandat zurückgeben und auf Bürgermeisterin Laban verzichten, stand auf einem Blatt Papier. Nach Ablauf einer Frist "wirst du getötet. Auch Busch u. Deine Familie". Dann folgte ein Kreuz und als Absender: "Die Endorfer". Schon dieses Schreiben wies auf einen Täter aus dem Umfeld der CSU hin. Denn der Verfasser beschimpfte Wiebel darin auch: "Du bist ein Verräter."

Mit Datum vom 6. April kam erneut Post. Wieder wurde eine Frist zur Rückgabe der Mandate gesetzt. Bei Weigerung werde ein Mafia-Killer angesetzt. "Er wird Euch lautlos mit Schalldämpfer aus nächster Nähe töten." Gemeinderat Busch widmete er den persönlichen Satz: "Ein Kopfschuss wird Dein Mandat beenden." Gezeichnet war der Zettel wieder mit "Die Endorfer". Diese Formel macht den Bedrohten immer noch Sorgen. Sie schließen daraus, dass auch mehrere Personen hinter den Drohungen stecken könnten.

Der Verfasser der Briefe schreibt auch, dass an einem Stammtisch gegen Wiebel gehetzt worden sei. "Wir würden schon gerne wissen, wer da alles dabei war", sagt Wiebel. Die Kriminalpolizei ermittelt wegen Bedrohung und Nötigung. Experten des Landeskriminalamtes untersuchten die handschriftlich verfassten Briefe. Der Kreis der Verdächtigen war überschaubar. Schon bald klingelten die Ermittler auch bei CSU-Mitgliedern. Schließlich stellte sich der Mann. Der Ortsvorsitzende Norbert Eckstein stellt klar, dass der mutmaßliche Täter vor etwa zwei Jahren aus der CSU ausgetreten sei. Wohl aus persönlichen Gründen. Von den Drohungen distanziere sich die CSU deutlich. "Das kann man nicht tolerieren." Der Mann habe einen Riesenfehler gemacht, man solle jedoch dessen Lebensleistung nicht vergessen. "Er ist ein verdienter Endorfer Bürger."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: