Gericht lässt Anklage zuProzess gegen Russen wegen Mordes an zwei Ukrainern in Murnau

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Nach der Bluttat gedachten viele Murnauer und zahlreiche vor dem Krieg in ihrer Heimat geflohene Ukrainer der beiden getöteten Männer.
Nach der Bluttat gedachten viele Murnauer und zahlreiche vor dem Krieg in ihrer Heimat geflohene Ukrainer der beiden getöteten Männer. (Foto: Angelika Warmuth/dpa)

Ende April sollen die drei Männer noch zusammen getrunken haben, bevor sie wegen des Kriegs in der Ukraine in Streit gerieten. Am Ende starben zwei Soldaten mitten im friedlichen Oberbayern.

Von Matthias Köpf, Murnau

Rund zehn Monate nach dem mutmaßlichen Mord an zwei ukrainischen Soldaten im oberbayerischen Murnau wird das Landgericht München II im kommenden Februar einem 57 Jahre alten russischen Staatsbürger den Prozess machen. Wie das Gericht am Mittwoch mitgeteilt hat, hat es die Anklage der Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus bei der Generalstaatsanwaltschaft München zugelassen. Die Kammer hat vom 10. Februar an vorerst sieben Verhandlungstage angesetzt, ihr Urteil könnte sie demnach am 27. Februar sprechen.

Die Strafverfolger werfen dem beschuldigten Russen vor, die beiden Ukrainer im Streit über den Krieg in der Ukraine auf offener Straße erstochen zu haben. Der Beschuldigte gilt ihnen als Anhänger eines übersteigerten russischen Nationalismus und als Verfechter des Angriffskriegs gegen das Nachbarland. Die Tat hatte Ende April weit über die oberbayerische Marktgemeinde hinaus großes Aufsehen erregt, der Umgang der bayerischen Justiz mit dem Fall wird auch in der Ukraine genau beobachtet. Die beiden mit 23 und 36 Jahren getöteten ukrainischen Soldaten hatten zwar den Krieg in ihrem Heimatland überlebt, nicht aber den Reha-Aufenthalt in Murnau, der sich an die Behandlung ihrer schweren Kriegsverletzungen in der örtlichen Unfallklinik anschloss.

Den 57 Jahre alten Russen, der schon seit vielen Jahren in Deutschland lebt, sollen die späteren Opfer von mehreren vorherigen Begegnungen in Murnau gekannt haben. Laut den Ermittlungen von Polizei und Staatsanwälten haben er und seine mutmaßlichen Opfer auch an jenem Samstagnachmittag Ende April zusammen getrunken, ehe sie in Streit über den Krieg in der Ukraine gerieten. Der mindestens angetrunkene Russe soll aus seiner nahe gelegenen Wohnung ein Messer geholt und damit seine ebenfalls schwer alkoholisierten Opfer unvermittelt niedergestochen haben.

Einer der Männer starb noch direkt an der kleinen öffentlichen Grünfläche am unteren Ende der Murnauer Marktstraße, der andere wenig später im Krankenhaus. Den mutmaßlichen Täter nahmen Polizisten kurz darauf in seiner Wohnung fest. Zunächst waren die Ermittler nicht von einem politischen Hintergrund der Tat ausgegangen. Weil sie ihn aber auch nicht sicher ausschließen konnten, hatte die Generalstaatsanwaltschaft den Fall übernommen.

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