Mögliche Kandidatur von Christian Ude:Die Sri-Lanka-Koalition

Christian Ude will in die Bayerische Staatskanzlei: Doch der Weg dorthin ist schwierig. Seine Partei dümpelt bei 18 Prozent und ohne Koalitionspartner wird es der populäre SPD-Politiker nicht zum Ministerpräsidenten schaffen. Aber können Grüne und Freie Wähler mit ihm?

Frank Müller

Ministerpräsident: Christian Ude (SPD). Vizeregierungschefin und Wirtschaftsministerin: Margarete Bause (Grüne). Zweiter Vize und zugleich Minister für Umwelt und Landwirtschaft: Hubert Aiwanger (Freie Wähler). So ungefähr könnte eine neue bayerische Staatsregierung ab Herbst 2013 aussehen, wenn, ja, wenn denn ein paar Dinge zusammenkommen: Wenn Münchens populärer OB Ude es wirklich schafft, die SPD aus ihrem 18-Prozent-Loch etwas nach oben zu ziehen. Und wenn Grüne und Freie Wähler darunter nicht leiden, sondern das Ihrige zur Wende im Freistaat beitragen können.

Bahn frei für Ude als neuer Städtetagspräsident

Der neue SPD-Hoffnungsträger Christian Ude: Kann der Münchner OB die SPD aus dem 18-Prozent-Umfrageloch holen?

(Foto: dpa)

Bei etwa 44 Prozent der Stimmen könnte die Schwelle zur Mehrheit der Mandate im Landtag liegen, vorausgesetzt die FDP flöge, wie derzeit vorhergesagt, aus dem Maximilianeum. Die Vergleichsrechnung von 2008 müsste da deutlich übertroffen werden: 18,6 Prozent (SPD) plus 10,2 (FW) plus 9,4 (Grüne) macht bislang gerade mal 38.

Doch Zahlen sind das eine, die genauso wichtige Frage ist, wie denn das ungleiche Bündnis, dessen Farben Rot, Grün und Orange an die Fahne Sri Lankas erinnern, eine tragfähige politische Statik hinbekäme. Bislang haben die Großstadt-Aura eines Christian Ude und die starke ländliche Macht eines Hubert Aiwanger nicht viele Schnittmengen. Und von Aiwanger kommen auch die bislang skeptischsten Töne zur Personalie Ude: "Das ist nicht das Nonplusultra", grantelt der Freie-Wähler-Chef. Er glaubt zwar, dass Ude Stimmen in den Städten holt, nicht unbedingt aber auf dem Land.

Auch politisch zeichnen sich die ersten Sollbruchstellen bei Rot-Grün-Orange schon ab: Krachen würde es wohl vor allem wegen des Themas dritte Startbahn. Beim Ausbau des Münchner Flughafens will Ude auf alle Fälle seinen Pro-Kurs halten. Auf komplett anderer Linie sind nicht nur Grüne und Freie Wähler - sondern auch die Bayern-SPD selbst. Die hat bislang einen gültigen Parteitagsbeschluss gegen die Startbahn. Wie man von dem elegant herunterkommt, darüber wird gerade in der Führung der Bayern-SPD gegrübelt.

Wenn es also schwierig wird, dann bei den Großprojekten, das sehen beide potentiellen SPD-Partner so: Grünen-Fraktionschef Martin Runge ist schon "gespannt, ob Ude da die Bürgermeisterbrille aufbehält". Er verweist darauf, dass es auch noch andere Vorhaben gibt, bei denen die Grünen mit ihrem Nein näher bei den Freien Wählern sind als bei der SPD: etwa beim gemeinsamen Veto zur Milliardeninvestition zweite S-Bahn-Röhre für München.

Doch gleichzeitig geben sich die drei Seiten auch entspannt. Sogar der Oppositionsgipfel hat mittlerweile stattgefunden: Um diese Initiative von SPD-Fraktionschef Markus Rinderspacher hatte es im Vorfeld einigen Stress unter den Beteiligten gegeben. Rinderspacher wollte eine geschlossene Phalanx gegen die CSU, Grüne und Freie Wähler einen eher unverbindlichen Rahmen.

Mittlerweile ist nicht mehr von einem "Gipfel" die Rede, sondern von einem "Arbeitstreffen", wie es Aiwanger nennt. Das war so diskret, dass es schon vor den Spekulationen um Ude über die Bühne ging, ohne groß Wellen zu schlagen. "Überwiegend positiv" sei es verlaufen, meinen Rinderspacher, Aiwanger und Runge unisono, auch von der Atmosphäre her. Rinderspacher: "Wir duzen uns ja alle."

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