Modellbau-Affäre um Haderthauer:"Zu hundert Prozent in ihrer Hand"

Roger Ponton

Roger Ponton geht nach wie vor davon aus, dass ihn das Ehepaar Haderthauer "betrogen" hat.

(Foto: Inga Kjer/dpa)

Seine Strafanzeige löste die Ermittlungen gegen die bayerische Staatskanzleichefin aus. Nun belastet der französische Unternehmer Roger Ponton Christine Haderthauer schwer: Bei der Firma Sapor-Modelltechnik habe sie die Geschäfte geführt - und nicht ihr Mann.

Von Dietrich Mittler, Ensisheim

Der französische Geschäftsmann Roger Ponton, der durch eine Strafanzeige die Betrugsermittlungen gegen Staatskanzlei-Chefin Christine Haderthauer ausgelöst hat, belastet seine frühere Geschäftspartnerin erneut schwer. Bei einem Treffen im elsässischen Ensisheim mit der SZ widersprach er Haderthauers Darstellung, wonach für die Geschäfte der "Sapor Modelltechnik" im Wesentlichen ihr Mann, der Ingolstädter Landgerichtsarzt Hubert Haderthauer, zuständig gewesen sei.

Die Firma vertreibt exklusive, von psychisch kranken Straftätern hergestellte Modellautos. Christine Haderthauer war laut Gewerberegister-Eintrag von Juli 1990 bis Ende 2003 als eine der "geschäftsführenden Gesellschafter" beteiligt, ihr Mann von Anfang 2004 bis Oktober 2008.

Roger Ponton geht nach wie vor davon aus, dass ihn das Ehepaar Haderthauer "betrogen" hat. Nie habe er trotz seines Geschäftsanteils von letztlich 50 Prozent auch nur einen Cent aus den Erlösen für die Modellautos gesehen. Bei einem außergerichtlichen Vergleich, durch den er 2011 20 000 Euro erhielt, sei er über den wahren Wert der Firma im Unklaren gelassen worden.

Anhand von Überschlagsrechnungen am Taschenrechner glaubt Ponton nun, dass ihm mindestens "eine Million Euro" vorenthalten wurden. "Wenn ich die Anzahl der 125 produzierten Autos mit einem Erlös von grob geschätzt 20 000 Euro multipliziere, komme ich auf mehr als zwei Millionen Euro an Einnahmen", sagt er.

Auch der Staatsanwaltschaft München II sind bei Ermittlungen - vorläufig beschränkt auf die Jahre 2007 und 2008 - Beträge aufgefallen, die in den Angaben der Firma Sapor Modelltechnik ans Finanzamt nicht erfasst wurden - alles in allem in einer Höhe von mehr als 143 000 Euro.

Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Ministerin

Ponton ist sich sicher: Christine Haderthauers Rolle in dieser Angelegenheit sei größer, als sie glauben machen wolle: "Die Führung von diesem kleinen Betrieb lag zu hundert Prozent in ihrer Hand", sagt Ponton. Solche Worte lassen erneut Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Ministerin aufkommen. Vor kurzem erst hatte Ponton Haderthauers Statement widersprochen, das Geschäft mit den Modellautos sei auf "Idealismus" zurückzuführen.

"Von Therapie war da nie die Rede. Der Doktor hat Druck gemacht, damit die Autos gebaut wurden", sagt Ponton. Bei diesem Geschäft sei es dem Arzt - damals noch im Bezirkskrankenhaus Ansbach tätig - "um schnelles Geld" gegangen. "Der Doktor hat die Modellautos verkauft, und sie hat die Buchhaltung geführt", sagt Ponton. Und er ist sich gewiss: "Sie ist immer auf dem Laufenden gewesen. Jedes Auto ist quasi durch ihre Hand gegangen. Er hat das Geld nicht behalten."

Die Staatsanwaltschaft geht seit einer Hausdurchsuchung im Anwesen der Haderthauers ebenfalls davon aus, dass Christine Haderthauer zumindest umfassend Kenntnis über die Geschäfte der Firma Sapor Modelltechnik hatte. Die CSU-Politikerin war 2007 und 2008 auch treuhänderische Inhaberin des Firmenkontos.

"Ihr habe ich eine Vollmacht gegeben, um den Betrieb zu leiten, dem Doktor habe ich keine gegeben", sagt Ponton. Tatsächlich liegt für Hubert Haderthauer bislang nur eine begrenzte Vollmacht vor, die ihn zum Vertrieb, beziehungsweise zum Verkauf der Modellautos berechtigt. Ob es tatsächlich eine Art von Generalvollmacht gibt, wie sie Christine Haderthauer für ihren Mann ausgestellt haben will, ist offen.

"Hubert und ich haben auf Messen den Kunden unsere Modelle gezeigt, wir haben die Adressen der Interessenten aufgeschrieben. Und er hat das dann alles an seine Frau abgegeben. Die hat die Korrespondenz erledigt", beschreibt Ponton den üblichen Geschäftsverlauf aus seiner Sicht.

Christine Haderthauer hat kürzlich klargestellt, dass sie in dieser Sache keine Stellungnahmen mehr abgibt. Vergangenes Jahr hatte sie Pontons Vorwurf, er sei hintergangen worden, von ihrer Sprecherin zurückweisen lassen: "Dieser Gedanke ist völlig haltlos", hieß es.

Ponton bedauert, dass sich das Ehepaar Haderthauer nicht auf einen Ausgleich einließ: 100 000 Euro für ihn und von jeder Baureihe ein Modell. "Dann wäre die Sache für mich und auch für sie erledigt gewesen", sagt er. Im Grunde habe sie sich das nun alles selbst eingebrockt. "Sie ist so hart geworden", sagt er.

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