Süddeutsche Zeitung

Mixa-Nachfolge:Ein Sachse soll Augsburg einen

Das ging schnell: Der Görlitzer Bischof Konrad Zdarsa soll Walter Mixa im Amt nachfolgen. Augsburg hofft nun auf dessen Rolle als Versöhner.

Birgit Kruse und Andreas Roß

Die Entscheidung fiel außergewöhnlich schnell. Normalerweise kann es schon mal ein Jahr dauern, bis ein Bistum vom Vatikan neu besetzt wird. Doch im Fall von Augsburg hat es gerade mal zwei Monate gedauert. Am 8. Mai nahm Papst Benedikt XVI. Mixas Rücktrittsgesuch an. Bereits jetzt ist ein Nachfolger für das zerstrittene Bistum bekanntgeworden.

Nach SZ-Informationen soll der Görlitzer Bischof Konrad Zdarsa ins Augsburger Bischofspalais einziehen. Das Bistum in der sächsischen Stadt hat die Personalie inzwischen bestätigt. "Wir hier in Görlitz verlieren unseren Bischof, weil der Hl. Vater Bischof Konrad zutraut, das Bistum Augsburg, das in Turbulenzen geraten ist, im Geist des Evangeliums zu leiten", hieß es in einer Mitteilung von Generalvikar Hubertus Zomack.

Der 66-Jährige Zdarsa, der das Bistum Görlitz leitet, hat zwar eine große Erfahrung als Seelsorger, aber im Amt des Bischofs ist er noch relativ jung. Zdarsa wurde am 7. Juni 1944 in Hainichen bei Chemnitz geboren. Bevor er sein Abitur machte und in Erfurt Theologie und Philosophie studierte, erlernte er den Beruf des Drehers. 1977 begann er in Rom sein Studium des Kirchenrechts und promovierte 1982. Noch im selben Jahr ging er als Kanzler des Bischöflichen Ordinariats in das Bistum Dresden-Meißen. 2004 wurde Zdarsa Generalvikar in Dresden. Erst 2007 wurde er zum Oberhirten in Görlitz ernannt.

Im Augsburger Bistum wartet auf Bischof Zdarsa eine wahre Herkulesaufgabe. Denn sein Vorgänger Walter Mixa, dem Veruntreuung von Stiftungsgeldern und Verprügeln von Heimkindern vorgeworfen wird, hat ein tief gespaltenes Bistum hinterlassen.

Mixa-Anhänger und Mixa-Gegner haben bis heute keinen Weg zueinander gefunden. Der Neuanfang und die innere Heilung des Bistums, die Diözesanadministrator Weihbischof Josef Grünwald als vordringlichste Aufgabe beschrieben hat, ist bis zur Stunde nicht wirklich in Gang gekommen.

Zwar haben sich Mitglieder des Domkapitels bei Dekanatsversammlungen der Diskussion gestellt. Aber die vielen offenen Fragen in der zweitgrößten Diözese Bayerns konnten dadurch auch nicht beantwortet werden. Fortschrittliche Christen haben sich bei der Augsburger Pfingsterklärung von Priestern und Laien engagiert. Mehr als 4000 Unterschriften sind zusammengekommen.

Die Unterzeichner wollen, dass im Bistum unter dem neuen Oberhirten ein offener Dialog zustande kommt, dass Personalentscheidungen aus der Ära Mixa revidiert werden und dass auch die Verhältnisse im St. Ulrichsverlag neu geordnet werden. Dort gibt noch immer Geschäftsführer Dirk Hermann Voß den Ton an, der als Medienkoordinator von Bischof Mixa an den Turbulenzen im Bistum ganz wesentlich beteiligt war. Er gilt als ein Strippenzieher des konservativen Kirchenflügels im Bistum, viele Pfarrer und Laien haben in der Vergangenheit erklärt: Voß muss weg.

Auf Zdarsa warten also große Herausforderungen. Gleichzeitig hoffen die Augsburger auf seinen Ruf als Versöhner. Denn gerade wenn es um Versöhung geht, hat Zdarsa Erfahrung - und zwar in seinem Amt als Bischof von Görlitz. Zwar ist dies mit gerade einmal 32.000 Gläubigen das kleinste der 27 deutschen Bistümer. Doch die Aufgabe, die Zdarsa mit der Bischofsweihe übernahm, war gewaltig.

Denn in der Stadt an der polnischen Grenze ging es - wie künftig auch in Augsburg - um Aussöhung. In diesem Fall mit Katholiken in Polen und Tschechien. Das kleine Bistum Görlitz ist der Rest des alten Bistums Breslau - und trägt damit eine wichtige Verantwortung bei der Versöhnung der Völker.

Mit 66 Jahren ist Zdarsa ein Bischof, der im Normalfall noch zehn Jahre Amtszeit vor sich hat. Einige im Bistum spekulieren nun, ob Papst Benedikt bewusst einen Bischof von weit außerhalb der Diözese geholt hat, der unbelastet von den Vorgängen hart durchgreifen, das Bistum neu ordnen und dann wieder abtreten kann. Andere wiederum sagen, der Papst habe offenbar keine herausragende Figur für dieses schwierige Bischofsamt gefunden.

Für Zdarsa bedeutet das Amt des Bischofs in erster Linie "für die Menschen da und mit den Christen zu sein", sagte er in einem Interview. Das Lebensmotto des 66-Jährigen lautet: "Abschied nehmen können, um auf dem Weg zu bleiben." Doch ob der neue Bischof all diese Erwartungen erfüllen kann, weiß zur Stunde niemand.

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