Süddeutsche Zeitung

Mittenwald:Karwendelbahn am seidenen Faden

  • Am Samstag hat die Karwendelbahn den Sommerbetrieb wieder aufgenommen - bis Freitag war unklar, ob das klappen würde.
  • Die beiden Anteilseigner - die Konsortium AG und die Gemeinde Mittenwald - beschuldigen sich gegenseitig, dem Unternehmen absichtlich schaden zu wollen.

Trotz der eskalierenden Auseinandersetzung zwischen ihren Anteilseignern hat die Karwendelbahn am Wochenende ihren Betrieb wieder aufgenommen. Während der vorangegangenen Frühjahrsrevision hatte der private Mehrheitseigentümer angedroht, die Seilbahn nicht wieder anlaufen zu lassen. Erst am Freitag war er von dieser Drohung abgerückt. Der Streit mit der Gemeinde Mittenwald geht mit unverminderter Härte weiter.

Was der Mehrheitseigner der Gemeinde vorwirft

So wirft die Konsortium AG, die zum Firmengeflecht des Unternehmers Wolfgang Reich gehört und fast die Hälfte der Karwendelbahn-Anteile hält, der zu einem guten Drittel beteiligen Gemeinde vor, Investitionen verhindert und eine Modernisierung hintertrieben zu haben.

Die Gemeinde habe eine Kapitalerhöhung abgelehnt, mit der man alleine bis zu 250 000 Euro für die Modernisierung der Bergstation habe beitragen wollen. Die trotzdem begonnenen Arbeiten habe die Gemeinde durch eine Intervention beim Garmischer Landratsamt torpediert. Dieses hat den Anbau neuer Toiletten im Herbst eingestellt, weil es dafür nie eine Baugenehmigung gab.

Trotzdem will das Konsortium nun Schadenersatzansprüche gegen die Gemeinde prüfen. Dieser gehe es darum, die Bahn zu ruinieren und dann günstig zu übernehmen. Ein Angebot, ihr den Minderheitsanteil abzukaufen, habe sie abgelehnt. Mit dem Vorschlag, die Gesellschaft aufzulösen und den Betrieb einzustellen, habe man selbst nur auf die Blockade reagiert.

Bürgermeister Adolf Hornsteiner (CSU) wollte nicht spontan auf die neuen Vorwürfe antworten. Er hatte zuvor vermutet, die Reich-Gruppe drohe mit der Schließung, um ihre Anteile überteuert der Gemeinde zu verkaufen. Dass der Betrieb weiterläuft, habe ihn nicht überrascht. Für eine Schließung hätte es ihm zufolge offenkundig keinen Grund gegeben, da schon am Wochenende zuvor eine Hochzeitsgesellschaft auf die Bergstation gefahren worden sei.

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Quelle:
SZ vom 02.05.2016 / kpf
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