Mitten in Schweinfurt:Wo sollen all die Blumen hin?

Zu einer Landesgartenschau kann einem viel einfallen: Pflanzenvielfalt, Erschließung eines hässlichen Geländes, Anziehungspunkt für Touristen. Da müsste doch jede Stadt eigentlich froh sein, eine ausrichten zu können

Kolumne von Olaf Przybilla

Eine Betrachtung über Schweinfurt mit Beobachtungen aus Würzburg zu beginnen, ist angesichts historischer Rivalitäten heikel. Im vorliegenden Fall aber unausweichlich: Schweinfurt will die Landesgartenschau, Würzburg hat sie gerade und hatte sich lange darauf gefreut. Als das Ziel erreicht war, sagten erst mal alle: wie schön! Bis sich die ersten anzudeuten trauten, dass man sich das alles viel schöner vorgestellt hatte.

Zu wenig Blumen, finden die einen. Zu viel Wiese, finden die anderen. Zu teuer, die dritten. Zu wenig Besucher, finden irgendwie alle. Und einen drohenden Millionenverlust fürchten schon deshalb die meisten. Wobei der Fairness halber gesagt werden muss, dass es auch andere gibt: Mein Gott, sagen die, das war mal ein hässliches Militärareal, direkt neben dem, nun ja, betonlastigen Universitätscampus. Jetzt kommen da Touristen freiwillig hin, genießen den famosen Blick über die Stadt auf die Festung. Und für den Tropensommer kann ja keiner was.

Apropos hässliches US-Militärareal, so was hatten mal so ziemlich alle größeren Städte Frankens, der sogenannte Eiserne Vorhang war eben nahe. Schweinfurt, besonders nahe am Vorhang, hatte sogar ziemlich viel davon und ringt bis heute darum, was man anstellen könnte damit. Blick nach Würzburg: Genau, Landesgartenschau! Die ist eigentlich beschlossene Sache, 2026 soll es so weit sein und die Parallelitäten zu Würzburg drängen sich auf: Hier wie dort ein unwirtliches Terrain, nicht gerade in der Innenstadt, nebenan soll nun in Schweinfurt sogar ein Hochschulcampus entstehen.

Momentan drängen sich die Parallelitäten aber wohl etwas zu sehr auf. Ulrike Schneider, die gerade Unterschriften für ein Bürgerbegehren gegen das Großprojekt sammelt, berichtet von enormem Zulauf. Offenbar wird wohl gerade manchem klar, dass es in Schweinfurt keinen Blick auf die Festung gibt, schon in Ermangelung einer Festung. Schweinfurt ist auch nicht als fränkischer Tourismushotspot bekannt. Und wer flaniert nach der Gartenschau durch einen Park am äußersten Stadtrand? Studenten? Die würden auch durch einen Stadtwald spazieren, glaubt Schneider. Den schlägt sie als Alternative vor: Kostet einen Bruchteil, tut mehr fürs Klima und zeitigt bestimmt keine Zu-wenig-Blumen-Debatten.

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