Mitten in Regensburg:Gloria von Thurn und Taxis sei Dank!

Beginn der Thurn- und Taxis-Schlossfestspiele mit der Oper 'Tosca

Was täten wir ohne Gloria?

(Foto: dpa)

Treffsicher erklärt die selbsternannte Fürstin die Welt, da kann sie schon ein wenig Dankbarkeit erwarten. Ungeheuerlich, dass ihr die Stadt Neutraubling diese nicht erweisen will.

Kolumne von Andreas Glas

Wir sollten dankbar sein, dass es Gloria von Thurn und Taxis gibt. Würde sich die selbsternannte Fürstin nicht hin und wieder zur Lage der Nation äußern, wir hätten bis heute nicht geschnallt, "dass wir in Deutschland die schönsten Jahre hinter uns haben" und die "heutige Gesellschaft kaputt" ist. Sie hat uns gewarnt, dass wir "am Rand des Dritten Weltkriegs" stehen, als 2015 so viele Flüchtlinge ins Land kamen. Hätte sie das nicht getan, wer weiß, ob wir es rechtzeitig in die Schutzbunker geschafft hätten. Danke, Gloria!

Damit dieser Dank auch ankommt, erweisen jedes Jahr im Sommer Tausende Menschen der selbsternannten Fürstin ihre Hochachtung, indem sie die Festspiele auf dem Regensburger Schloss Thurn und Taxis besuchen.

Nebenbei bieten die Spiele dem Hofstaat die Gelegenheit, der kaputten Gesellschaft und dem Krieg für einen Abend zu entfliehen. Doch ausgerechnet jetzt, während des Festspielfriedens, fällt dieses Urteil. Statt ebenfalls Dankbarkeit zu zeigen, hat das Regensburger Landgericht eine Klage des Fürstenhauses abgewiesen. Kaputte Welt!

Es ging um ein Grundstück, das die Familie Thurn und Taxis der Stadt Neutraubling vor gut 30 Jahren verkauft hat - mit der Auflage, es "für öffentliche Zwecke" zu nutzen. Vor einer Weile aber haben die Neutraublinger das Grundstück an die Katholische Jugendfürsorge verkauft, die dort eine Förderschule bauen will. Nun hatte das Fürstenhaus die Stadt verklagt und das Grundstück zurückgefordert. Eine kirchliche Nutzung ist ja keine öffentliche Nutzung. Eigentlich logisch, aber das Gericht sah es anders.

Undankbar auch die Kirche, die sich einfach ein Grundstück krallt, das dem Fürstenhaus zusteht. Schließlich nimmt Gloria die Kirche immer in Schutz, sogar wegen der Schläge bei den Regensburger Domspatzen ("ganz normales pädagogisches Mittel"). Den Neutraublingern hatte das Fürstenhaus sogar noch angeboten, auf das Grundstück zu verzichten, wenn die Gemeinde sechs Millionen Euro abdrückt.

Eine Summe, die das Haus Thurn und Taxis dringend bräuchte. Noch wird das Vermögen von Gloria-Sohn und Schlosseigentümer Albert auf eine Milliarde Euro geschätzt. Aber keiner weiß ja, was dieses Geld nach dem Krieg noch wert ist.

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