Mitten in Regensburg:Bayerisch versus bayerisch

Bis zum Tag der Eröffnung war das Museum des Hauses der Bayerischen Geschichte schon mit vielen Problemen konfrontiert worden. Doch sie wurden gelöst. Nur eines blieb: Wie schreibt man das Adjektiv? Groß oder klein

Kolumne von Hans Kratzer

Das Museum des Hauses der Bayerischen Geschichte hat in der Bauphase allerlei Widrigkeiten überstanden. Nur ein Problem war vor der Eröffnung noch ungelöst. Es ging um die verzwickte Frage, ob man das Adjektiv im Museumsnamen groß- oder kleinschreiben muss (Bayerisch versus bayerisch). Die Medien hatten bislang, den allgemeinen Regeln folgend, meistens den Kleinbuchstaben bevorzugt. Dass bei der Groß- und Kleinschreibung seit der Rechtschreibreform Verwirrung herrscht, macht die Sache nicht leichter. Um Klarheit zu schaffen, erläuterte der an der Uni Regensburg tätige Rechtschreibexperte Christian Stang in der Mittelbayerischen Zeitung, wie aus orthografischer Sicht mit dem Museum zu verfahren sei. Er plädiert dafür, dass in diesem Fall die Großschreibung des Adjektivs als korrekt zu betrachten sei und leitet seine These aus Paragraf 60 des amtlichen Regelwerks der deutschen Orthografie her. Der besagt, dass zu einem mehrteiligen Namen gehörende Adjektive großgeschrieben werden müssen. Bei einigen Regensburger Straßennamen kommt dies zum Ausdruck: Im Reichen Winkel, Zur Schönen Gelegenheit ...

Im Falle des Museums sei die Kleinschreibung aber nicht völlig abwegig, ergänzt Stang unter Hinweis auf die zweite Ergänzungsregelung zu Paragraf 60 des Regelwerks respektive auf die Regel D 88 in der aktuellen Auflage des Dudens. Dort steht geschrieben, nicht am Anfang stehende Adjektive in mehrteiligen Namen könnten gelegentlich auch kleingeschrieben werden. Diese Aufweichung führt zu der Kuriosität, dass ausgerechnet die Gesellschaft für deutsche Sprache in Wiesbaden klein-, jedoch das in Mannheim ansässige Leibniz-Institut für Deutsche Sprache großgeschrieben wird.

Die Bayern lassen sich von derlei Volten nicht irritieren und handeln konsequent. Auf die Frage, ob er ähnlich gelagerte Fälle aus dem Freistaat kenne, in denen das Adjektiv kleingeschrieben werde, sei er nicht fündig geworden, sagte Stang der SZ. Beim Museum des Hauses der Bayerischen Geschichte greife letztlich die Regelung, dass Eigennamen so geschrieben werden, wie sie von den jeweiligen Institutionen festgelegt sind. Aus dieser Warte wäre das "b" auf alle Fälle falsch und somit ein museales Relikt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: