Mitten in Nürnberg:Hitlereien ohne Stil und Geschmack

Ein Nürnberger Auktionshaus versteigert wieder einmal angebliche Hitler-Gemälde, gleich 34 an der Zahl. Das alles freilich nur zum wissenschaftlichen Studium und zu anderen hehren Zwecken. Der Nürnberger Oberbürgermeister hat dazu eine dezidierte Meinung

Kolumne von Olaf Przybilla

Beim Auktionshaus Weidler hat sich kürzlich jemand als Aushilfe beworben. Als er sah, was das Haus am Nürnberger Burgberg versteigern will, zog er seine Bewerbung zurück. 34 angebliche Hitler-Bilder und andere Devotionalien versucht man an diesem Wochenende unters Volk zu bringen.

Hitlereien unterm Hammer? Das Haus macht das nicht zum ersten Mal. Was ihm dabei ganz wichtig ist, findet sich am Ende des Katalogs: Man weise ausdrücklich darauf hin, dass die feilgebotene Ware ausschließlich zu Zwecken "staatsbürgerlicher Bildung", der "Abwehr verfassungswidriger Bestrebungen" und "des wissenschaftlichen Studiums" verwendet werden dürfe. Aber natürlich: Nicht dass da irgendein ein Altnazi auf die Idee kommt, sich den Kitsch eines Massenmörders über die heimische Eckbank zu hängen.

Das würde das Haus nun wirklich nicht wollen - vorgeblich. Im Übrigen bietet es auch ausdrücklich nicht Werke des späteren Führers an, auch das wäre ja womöglich anrüchig. Im Katalog wird der Künstler ("wohl Adolf Hitler, 1889-1945") lediglich als "Maler und Soldat" vorgestellt. Was der Mann nach seiner Zeit als viertklassiger Aquarellist angestellt hat, muss ja die Leser eines Katalogs nicht kümmern. Es geht doch um die Kunst.

Wirklich? Die Juniorchefin des Hauses hat 2014 im SZ-Gespräch die Versteigerung eines Hitler-Aquarells allen Ernstes damit gerechtfertigt, dass es die Stadt Nürnberg sei, "die diesen Weg quasi vorgeht". Indem sie ebenfalls Hitlers Hinterlassenschaften zur Schau stelle - auf dem früheren Reichsparteitagsgelände.

Auf so was muss man erst mal kommen. Wie gesagt: Um ein Werk ging es damals, seither aber haben die Erben vermeintlicher Hitler-Gemälde wohl spitzgekriegt, wie lukrativ so ein Deal in der Stadt der ehemaligen NS-Parteitage sein kann. Und nun füllen die Werke eben schon fünf Katalogseiten. Und das ehrenwerte Haus lädt zur "Spezialauktion".

Alles ganz legal, versteht sich. Vermögend werden dabei übrigens nicht nur die Anbieter, 45 000 Euro ist diesmal das Anfangsgebot für eines der Aquarelle. Einen hübschen Reibach wird auch das Auktionshaus machen. Dass man dabei den Ruf einer Stadt beschädigt - was soll's? "Einfach stil- und geschmacklos", nennt Nürnbergs OB Ulrich Maly das Ganze.

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