Mitten in Nürnberg:Aus dem Mund, gegen die Wand

Kaugummis auf dem Pflaster sind ein Ärgernis, nicht nur für die Schuhsohlen von Passanten, sondern auch die städtische Straßenreinigung. In Nürnberg wird jetzt über sogenannte Gum Walls diskutiert, an die man die speicheldurchtränkten Hinterlassenschaften kleben soll. Ob's wirklich hilft?

Kolumne von Maximilian Gerl

Gefahren lauern überall - Kaugummis zum Beispiel. Wer sich schon einmal eine dieser Köstlichkeiten von der Schuhsohle pulen musste, der weiß um den Ärger - was übrigens auch für die Straßenreinigung gilt. Kaugummis pappen nämlich auch verflixt gut an Beton oder Pflastersteinen. Selbst mit Tausenden Euro teuren Hochdruckreinigern ist ihnen bisweilen schwer beizukommen. Wie groß die Gefahr freilich ist, die auf unseren Straßen lauert, lässt sich schwer in Zahlen fassen. Die Zeitung Express will einmal mittels Nachzählen festgestellt haben, dass auf einem Quadratmeter in Köln bis zu 94 Kaugummis kleben. Vielleicht ein Richtwert auch für die Kommunen in Bayern?

Wie viel Kaumasse auf Nürnbergs Boden klebt, wurde bisher noch nicht eruiert. Aber offenbar ist es genug, um es als Thema in einen städtischen Ausschuss zu schaffen. Diesen Mittwoch soll dort über das Problem und eine mögliche Lösung diskutiert werden: das Aufstellen von "Gum Walls" in Nürnberg. An diese mit Papier bespannten "Kaugummiwände" könnten Passanten dann im Vorbeigehen ihre speicheldurchtränkten Hinterlassenschaften schmieren, anstatt sie auf die Straße zu schmeißen. Die Andrückblätter würden regelmäßig abgerissen und ausgetauscht, und der Boden bliebe bestenfalls kaugummirein.

Tatsächlich wurden die "Gum Walls" schon anderswo getestet - Amberg etwa stellte im vergangenen Sommer solche Teile am Busbahnhof auf. Manche Städte haben mit ihnen gute Erfahrungen gemacht, andere konnten keine Verbesserung feststellen. Säumen Nürnbergs historische Altstadtstraßen also bald Pfeiler voll mühsam zerkauten Kaugummis? Ließe sich diese Form von, nun ja, Aktionskunst gar als besonderes Bonbon in die Bewerbung zur europäischen Kulturhauptstadt einbauen? Wohl eher nicht. Der für die Straßenreinigung zuständige Servicebetrieb soll laut einem Bericht der Nürnberger Nachrichten der Idee skeptisch gegenüberstehen: Zum Beispiel sähen die beklebten Andrückblätter "nicht sehr appetitlich aus". Und zumindest in der Theorie wäre dem Problem ja auch einfach beizukommen: Die Menschen müssten sich nur angewöhnen, die vielen Mülleimer zu nutzen, die in Nürnberg so herumstehen.

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