Mitten in Hof:Corona beflügelt den Bonsai-Airport

BMW nutzt einen Teil des tipptopp sanierten Flughafens in Hof als Teststrecke, da andere Teststrecken zum Teil gesperrt sind. Die Hofer helfen da gerne aus, und das ist längst noch nicht alles

Glosse von Olaf Przybilla

Natürlich gibt es keine Gewinner in dieser Pandemie; Profiteure aber, die gibt's schon. Muss man nur mal bei Ralf Kaußler anfragen, dem neuen Geschäftsführer des Hofer Flughafens. Ausgerechnet der Bonsai-Airport in Oberfranken soll Corona-Gewinnler sein - ein Witz oder? Nein, durchaus nicht.

Kurzer Rückblick zunächst, es ist fast zehn Jahre her. Die SZ wollte damals mal stichprobenartig nachschauen, wie die Steuermillionen angelegt sind, mit denen zu der Zeit eine Fluglinie bei Laune gehalten werden musste - die sonst nicht im Albtraum auf die Idee gekommen wäre, einen Pendelverkehr von Hof nach Frankfurt einzurichten. Jeder Passagier wurde mit 200 Euro subventioniert, und da durfte man schon mal einen Blick riskieren, ob's das braucht. Ergebnis der Visite: Hofs Flughafen war tipptopp saniert seinerzeit, das Personal kümmerte sich rührend. Aus der gelandeten Maschine aus Frankfurt aber stieg exakt ein einziger Passagier - und dessen Koffer war dann leider verschollen. Ach, so ein Besuch auf Deutschlands einsamstem Flughafen konnte schon staunenswert sein.

Seither ist viel passiert, Flüge nach Frankfurt gibt's von Hof aus schon lange nicht mehr, dafür nutzt BMW einen Teil des (wie gesagt) tipptopp sanierten Flughafens als Teststrecke. Und schon da - good news from Hof-Airport! - zeigen die Zahlen steil nach oben. In Coronazeiten hat der Autohersteller fast das Doppelte an Personal am Start. Teststrecken in Schweden und Frankreich sind zum Teil gesperrt, erklärt der Flughafenchef - und klar doch: Hof hilft da gerne aus.

Ist aber noch nicht alles. Auch das, was noch irgendwie mit Luftfahrt zu tun hat am Airport Hof, hat in der Krise Konjunktur. Was mancher nicht auf dem Radar hat: Flugverkehr ist in Pandemiezeiten bekanntlich nicht verboten, es muss nur adäquat geflogen werden. Und der Geschäftsflieger wisse die "Beweglichkeit" des (übrigens garantiert staufrei zu erreichenden) Hofer Flughafens überaus zu schätzen, berichtet der Flughafenboss.

Es geht also aufwärts, aufwärts nach all den Jahren des Spotts. Und wer genau zuhört, der könnte gar die ganz große Perspektive in Hof erkennen: "Vom Linienflug haben wir uns über Jahre hinaus verabschiedet", sagt der neue Chef. Über Jahre hinaus? Heißt eben nicht: für immer.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: