Mitten in Hof:Bis die Wurst ausgeht

Wenn in Hof Filmtage sind, hagelt es Liebesbekundungen für die Stadt

Von Katja Auer

Es war recht grau am Wochenende in Bayern. Vielerorts hat sich der Nebel zäh zwischen die Bäume und Schornsteine gekrallt. Nicht so in Hof. Da war es am Samstag schön sonnig und das ist deswegen so bemerkenswert, weil jener nördliche Zipfel Frankens gerne als bayerisch Sibirien geschmäht wird. Schließlich kann es da schon im Oktober schneien. Hat es heuer auch, aber nicht an diesem Wochenende. Da waren schließlich Filmtage.

Dann ist es in Hof ungefähr so wie in Bayreuth während der Wagner-Festspiele. Dann rückt eine kleine Stadt, die sonst eher im Augenwinkel der öffentlichen Aufmerksamkeit hängt, für kurze Zeit ein bisschen weiter in den Fokus und darf sich einen Moment lang beinahe ein wenig glamourös fühlen. Da hockt dann in einem der besseren Hotels der Stadt, dessen Zimmerpreise anderswo jede Frühstückspension überbieten, ein Agent in der Lobby und preist dem Mann vom Film eine Schauspielerin an. "Tolle Frau, sehr rassig, schau sie Dir an." Es sind Promis in der Stadt, Partys werden gefeiert und beim Metzger kaufen Filmleute kiloweise Dosenwurst, weil von deren Qualität von Jahr zu Jahr weitererzählt wurde. Mit den Filmen ist das so ähnlich. Es haben einige Karrieren in Hof begonnen, Doris Dörrie zum Beispiel hat dort Gäste betreut, bevor sie selber als prominenter Gast gefeiert wurde. Mit Caroline Link war es so ähnlich.

In diesem Jahr hat Katharina Marie Schubert den Filmpreis der Stadt Hof bekommen. Auch sie soll bei den Filmtagen entdeckt worden sein, inzwischen ist sie eine bekannte Schauspielerin und Regisseurin. Schubert stammt aus Braunschweig, das ist nun auch nicht gerade eine internationale Metropole, aber immerhin fünfmal so groß wie Hof. Dennoch sagt die Schauspielerin bei der Preisverleihung den bemerkenswerten Satz, dass sie gerne in Hof groß geworden wäre. Wegen des tollen Festivals. "Da kann man seinen Verstand und seinen Geschmack bilden." Nun ist die Liste derer, die öffentliche Liebesbekundungen für Hof abgeben überschaubar, deswegen wird der Oberbürgermeister den Satz vermutlich bis zum nächsten Jahr zitieren. Bis wieder Internationale Hofer Filmtage sind. Bis der deutschen Filmbranche die Wurst ausgeht.

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