Mitten in Fürth:Ort der Sehnsucht

Es ist für viele ein Schlag ins Gesicht: Fürth ist voll, sagt der Oberbürgermeister. Es gibt einfach zu viele, die die 120000-Einwohner-Stadt gut finden - vor allem aus Nürnberg

Von Olaf Przybilla

Irgendwann ist voll, man kennt das. Auf Wohnungssuche an den Champs-Élysées, am Strand von Biarritz, es gibt einfach nicht genug Platz an den Traumorten der Welt. Und so ist es auch in Fürth. Präziser müsste man sagen "Fürth in Bayern", wie es immer so konsequent bei der Deutschen Bahn heißt, offenbar um die 120 000-Einwohner-Stadt von einem, nun ja, hübschen Kaff im Odenwald gleichen Namens zu unterscheiden. Es scheint demnach immer mal wieder Leute zu geben, die in den Wald wollen und um ein Haar kurz hinter Nürnberg aus dem Zug gestolpert wären. Wie auch immer: Fürth ist voll.

So beschreibt das der Oberbürgermeister von Fürth und fügt einen Satz hinzu, der auf Sehnsuchtsort-Sucher wie ein Schlag ins Gesicht wirken muss: Es werde leider nicht jeder in Fürth leben können, der das wolle. Weil es eben Grenzen gebe, man ja nicht endlos wuchern könne. Um 10 000 Einwohner ist "Fürth in Bayern" in den vergangenen 15 Jahren gewachsen (was übrigens so viel ist wie Fürth im Odenwald Einwohner hat). Jetzt aber ist Schluss, es reicht.

Das mag überraschend kommen für Ignoranten jenseits von Fürth, weil ja Klischees hängen bleiben. Und in Geschichten über Fürth relativ häufig von Dingen die Rede war, die mit Sehnsucht nicht so direkt zu tun hatten. Abzug der Amis, Gau bei Grundig, die Quelle versickert. Fürth aber ist, die Statistik lügt nicht, begehrt. Vor allem bei Nürnbergern.

18 000 davon haben schon "rübergemacht", wie das früher mal an einer anderen Demarkationslinie hieß. Und weil von Zwangsausweisungen über Nürnbergs Westgrenze nichts bekannt ist, handelt es sich dabei offenbar um Freiwillige. Leute, die Fürth einfach gut finden, was man als Neutraler übrigens gut verstehen kann. Fürth hat eine zum Teil geradezu fantastische Bausubstanz.

Zwei Wochen vor dem Derby kommt das gerade alles wieder hoch zwischen den beiden Städten. Höhepunkt bisher: Ein Leserbriefschreiber hat in den Nürnberger Nachrichten geschildert, wie sein Kater am Tag der letzten Derby-Niederlage plötzlich weg war. Der Kater wohne an der Stadtgrenze, habe ein rotes Fell, rot wie der Club. "Und die Färdder Viecher ham nern ausg'lacht. Da dadder sich erschtmol für drei Wöchla drollt."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: