Mitten in Coburg:Coburg will auch ins Fernsehen

Coburg kann mit architektonischen Schönheiten wuchern, und noch dazu stammt der Prinzgemahl der britischen Königin Victoria aus dieser Stadt. Was noch fehlt, ist eine telegene Umsetzung all dieser positiven Fakten

Von Claudia Henzler

Man mag darüber schmunzeln, was Menschen so alles anstellen, um mal ins Fernsehen zu kommen. Bei Städten ist der Drang nicht nur akzeptiert, er kann sogar überlebensnotwendig sein - gerade in Oberfranken, wo der demografische Wandel wohnt. Deshalb kümmern sich dort Profis um die Außenwahrnehmung, Stichwort Stadtmarketing. Deren Aufgabe ist es, die Vorzüge einer Stadt herauszustellen, auf dass die Wirtschaft brumme und der Nachwuchs nicht in die nächste Metropolregion abwandert.

In Coburg kann man in dieser Hinsicht mit allerlei Pfunden wuchern. Eine solche Schlösser- und Burgendichte findet man auch in Franken selten, wo das Werbeschild "historische Wehranlage" nur großes Gähnen auslöst. Von der Veste Coburg muss man im Lutherjahr niemandem mehr erzählen, daneben gibt es drei filmreife Schlösser unterschiedlicher Größe. Und so preist sich Coburg bei Filmschaffenden als ideale Kulisse an. Tatsächlich wurde schon für Kerstin Giers "Edelstein-Trilogie" gedreht, eine Fantasy-Filmreihe für Teenies.

Ein Alleinstellungsmerkmal ist auch Coburgs Bedeutung als Geburtsort von Albert, dem späteren Prinzgemahl der britischen Königin Victoria. Sein Name wird in Großbritannien mit der ersten Weltausstellung, mit sozialen Reformen und Kulturförderung verbunden. Wie sehr er noch immer bewundert wird, ist in einer neuen Fernsehserie über Victoria zu sehen, deren erste Staffel im vergangenen Jahr ein Millionenpublikum begeisterte, die zweite ist in der Mache. Leider kommt "Victoria" komplett ohne Coburg aus. Die Szenen in Alberts Heimat wurden in North Yorkshire gedreht. Ein Herrenhaus, das in den 1850ern im tudorgotischen Stil entstand, gibt dafür ein reichlich düsteres Bild von deutschen Schlössern ab. Fanreisen nach Yorkshire sind schon im Angebot.

In Coburg ist man unterdessen noch immer ganz aufgeregt, weil man Alberts Ur-Urenkelin im vergangenen Jahr einen Weihnachtsbaum für Windsor Castle andiente und die Queen das Geschenk nicht nur huldvoll annahm, sondern anschließend sogar einen Dankesbrief aufsetzen ließ. Weil auch die BBC berichtete, gilt das ganze Projekt schon jetzt als Gipfel der Stadtmarketingkunst.

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