Mitten in Berlin:Bayerns Bier und Berliner Ängste

Was ist schon das Gefühl, das manchen Besucher aus dem Freistaat in der Bundeshauptstadt überkommt, irgendwie doch "provinziell" zu sein gegen die Befürchtung mancher Preußen, bayerische Brauereien lieferten in den Norden nur B-Ware

Von Lisa Schnell

Auch wer Berlin schon öfter besucht hat, kann dort als Bayer einen Kulturschock erleben. Meist endet er in der Einsicht, provinzieller zu sein als gedacht. Und das trotz ausgeklügelter Tarnung. Zu dieser gehört für Frauen wie Männer ein in der Kopfmitte zusammengeknoteter Haarbommel. Für den Rücken empfiehlt sich eine Tragekonstruktion, die man früher Turnbeutel genannt hätte, die jetzt aber sicher einen englischen Namen trägt, der der Autorin nicht bekannt ist. Womit die Tarnung zum ersten Mal aufgeflogen wäre. Noch viel offensichtlicher trat die Unkenntnis großstädtischer Gepflogenheiten zu Tage, als man sich an einem Samstagabend zum "cornern" traf (eine sich im Freien abspielende Geselligkeit mit Getränken, nicht nur an Ecken). Der Begriff "Sundowner" war der Besucherin dagegen geläufig. Als der in vollkommener Dunkelheit eingenommen wurde, überwog indes wieder das Erstaunen. In einer Stadt aber, in der die beste Party angeblich in einem Park am Sonntagmorgen stattfindet, ist die Erwartung, die Sonne könnte den Tag strukturieren - man gibt es betroffen zu - engstirnig.

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