Süddeutsche Zeitung

Lebensmittel-Studie:Zeit wird's für die Fastenzeit

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In den Weihnachts-Lebkuchen war zu viel Krebs erregendes Acrylamid. Das teilen die bayerischen Behörden pünktlich zur Krapfensaison mit. Da hilft wohl nur noch: abnehmen.

Kolumne von Katharina Schmid

Da ist der gemeine Konsument längst mit dem genüsslichen Verzehr von Faschingskrapfen beschäftigt, und dann das. Völlig unerwartet holte ihn Anfang dieser Woche die in diesem Fall bitter-süße Erinnerung an die Weihnachtstage und ihre vielen Leckereien ein. Grund gab das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL), das nun die Ergebnisse einer Studie zu Acrylamid in Lebkuchen veröffentlichte.

Wohlgemerkt gut sieben Wochen nach Weihnachten informierte die bayerische Lebensmittelbehörde darüber, dass ein Teil der zu den Festtagen verspeisten Lebkuchen hochgradig mit Acrylamid belastet war. Untersucht hatte das LGL das beliebte Gebäck zwar schon in der Vorweihnachtszeit, wegen verschiedener Fristen wurden die vollständigen Ergebnisse der Studie jedoch erst diese Woche veröffentlicht. Die Informationen gibt es für den Verbraucher damit quasi erst im Nachgang.

Ergebnis der Studie: In allen 132 Lebkuchenproben, welche die Behörde untersucht hat, wurde Acrylamid festgestellt. Das ist wenig erstaunlich und lässt sich ganz einfach durch deren Herstellung erklären. Acrylamid entsteht beim starken Erhitzen in vielerlei Lebensmitteln, auch in Brot, Keksen oder Pommes Frites. Und eben in Lebkuchen. Das Zeug steht in Verdacht, das Krebsrisiko zu erhöhen. Einen gesetzlichen Grenzwert gibt es allerdings nicht. Die Acrylamidwerte in den untersuchten Lebkuchen schwanken stark, bei etwa zehn Prozent lag die Belastung über dem europäischen Richtwert.

Doch was heißt all das nun für den gemeinen Konsumenten? Schon mal gute Vorsätze für Weihnachten 2017 fassen und in etwa 43 Wochen einfach ein paar weniger Lebkuchen essen? Oder gleich abstinent bleiben, schließlich beginnt bald die Fastenzeit. Und wenn es dann endlich Schokoladen-Osterhasen gibt - in denen nach Mineralöl-Rückständen in Adventskalendern und Acrylamid in Lebkuchen bestimmt auch irgendwas zu finden ist - bleibt die Hoffnung, dass die Untersuchungsergebnisse darüber erst dann veröffentlicht werden, wenn der gemeine Konsument schon längst wieder auf Süßigkeiten verzichtet. Seiner Frühjahrsdiät zuliebe.

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Quelle:
SZ vom 17.02.2017
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