Mitten in Bayern:Wohl und Weh der Girrvögel

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In Landau an der Isar hat ein Taubendieb zugeschlagen. Ob aus Hass oder Zuneigung? Noch tappt die Polizei im Dunklen

Von Johann Osel

Geht es um Tauben, dann prallen bekanntlich zwei Denkschulen aufeinander. Die eine hat die österreichische Band Erste Allgemeine Verunsicherung treffend beschrieben - im Gaga-Schlager "Drei weiße Tauben", der in jedem Bierzelt nach drei Mass bestens ankommt. Darin heißt es nebst Guru-Guru-Guru-Textzeilen: "Drei weiße Tauben, auf unserem Dach / Drei weiße Tauben, die halten mich wach." Am Ende findet sogar ein Gewehr Verwendung. Das glatte Gegenteil tut "Brehms Tierleben" kund, wo es in Band 18, Kapitel 2, siebente Ordnung um "Die Girrvögel" geht. Ein wahres Loblied ist hier zu lesen über die "wohlbegabten Geschöpfe", ihr "Betragen hat Bestechendes" und ihre Optik ist formidabel: "Sanfte Farben sind vorherrschend, lebhafte, prachtvoll schimmernde aber keineswegs ausgeschlossen." Warum das von Belang ist? In Landau an der Isar treibt ein fieser Taubendieb sein Unwesen. Und das Motiv - Verachtung oder Zuneigung - ist völlig unklar.

Noch keine heiße Spur vermeldet die örtliche Polizei auf Nachfrage. Bereits vergangene Woche war es passiert: Ein Zeuge hatte am Abend gesehen, wie ein Mann im Hagebuttenweg über ein Gartentor sprang, aus dem Anwesen "etwas Weißes" klaute und mit einem dunklen Wagen eilig davonfuhr. Wie sich herausstellte, handelte es sich bei den weißen Dingern um sechs Tauben, Schätzwert: 60 Euro. Ein Tauben-Hasser, der im Vorüberfahren blöde angegurrt wurde? Ein Tauben-Liebhaber, ein Tauben-Hehler, der eine günstige Gelegenheit entdeckte im Hagebuttenweg? Nun hat die Polizei in Landau und Umgebung viel Erfahrung mit polizeilich relevanten Vorkommnissen rund ums Tier. Der Blick ins jüngere Presse-Archiv führt in der Region zum Beispiel auf: streunende Hunde, gerissene Kälber, ein festgefrorener Schwan, eine Ringelnatter im Friseursalon, ein verunglückter Laster mit Zuchtsauen. Die Tauben-Causa ist aber wohl kriminalistisch kniffliger, hundsgemein noch dazu. Die Ermittlungen laufen.

Sollte der Täter gefasst werden, könnte er als Strafe freilich Sozialstunden in München ableisten - an S-Bahnhöfen wie Obermenzing nämlich geht es zu wie im Taubenschlag, die Vögel gelten mitsamt Exkrementen als Ärgernis. Ein gewiefter Taubendieb wäre da gefragt.

© SZ vom 31.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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