Mitten in Bayern:Wilder Eber und Pusteblume

Rings um den Waldkindergarten von Heigermoos beginnt demnächst ein großes Schauspiel. In der Hauptrolle: das Gebirgsjägerbataillon 232

Von Matthias Köpf

Krieg ist nichts für den Kindergarten, obwohl die Bundeswehr, statt weiterhin wehrpflichtige junge Männer zu betreuen, inzwischen erste Tagesstätten für den Nachwuchs ihrer Zeit- und Berufssoldaten geschaffen hat und obwohl andersrum einige Zeit- und Berufssoldaten auch in manchem Kindergarten.

. . - aber gut, sei's drum. Jedenfalls ist der Krieg eine Angelegenheit, die in Manövern immer wieder geübt werden muss. So ein Manöver hält das Gebirgsjägerbataillon 232 gerade im Landkreis Traunstein ab. Dort wird es nach Angaben des Landratsamts insbesondere im Weitholz und Hofholz westlich von Holzhausen sowie im Wolferstetter Forst nördlich von Oberroidham "zu Marschbewegungen von bis zu 15 Fahrzeugen sowie zum Einsatz von zivilen Fliegern zur Flugzieldarstellung, Manövermunition, Pyrotechnik und Signalmunition" kommen.

Da rührt sich also was im Wolferstetter Forst. Wo sich sonst Fuchs und Hase gute Nacht sagen, grunzt jetzt der "Wilde Eber" zum Morgenappell. Ganz umsonst werden sie ihr Manöver bei der Bundeswehr schon nicht so genannt haben. Wahrscheinlich wird sich nach den zwei Wochen auch die Gruppe des kleinen Waldkindergartens bei Heigermoos in "Wilde Eber" umbenennen oder wenigstens in "Frischlinge". Denn den Kindern ist da doch einiges geboten, von wegen Leuchtspurmunition und so. Wo doch bestimmt die meisten jetzigen "Pusteblume"-Kinder und baldigen "Frischlinge" von ihren Eltern keinesfalls Kriegsspielzeug geschenkt bekommen und sie an Fasching mit der Cowboy-Pistole nie auf Menschen zielen dürfen. Beim Manöver "Wilder Eber" sind sie dafür mittendrin im Geschehen, obwohl laut Landratsamt rund um ihren Waldkindergarten "ein Sicherheitsbereich von 700 Metern gezogen" wird.

Dass sich die Soldaten so weit fernhalten müssen, ist fast schade. Sonst könnten sie gleich den eigenen Nachwuchs dort unterbringen, denn in Bischofswiesen, dem Standort des Gebirgsjägerbataillons 232, gibt es noch immer keine Kasernen-Kita. Dafür liegt der vom Kinderbetreuungsportal der Bundeswehr unter anderem empfohlene Kindergarten im nahen Berchtesgaden immerhin in der Schießstättstraße 10.

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