Brauerei:Wenn die Hefe im Bier lebt

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Gefährliche Hefe: Flaschen können platzen, wenn Bier nachgärt. (Symbolbild) (Foto: dpa)

Ausgerechnet in der Corona-Krise, ausgerechnet zum Vatertag: Eine Brauerei im Allgäu hat Probleme mit einem Weißbier-Mischgetränk. Zumindest eine umfassende Quarantäne ist aber nicht nötig.

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Erst das Coronavirus, und nun auch noch vitale Hefezellen. Das Bier ist befallen, genauer: Die "Russ'n Halbe" der Privat-Brauerei Zötler aus Rettenberg im Allgäu mit Mindesthaltbarkeitsdatum 2. Januar 2021. Die Brauerei musste - am Vatertag! - eine Rückrufaktion starten, da "nicht ausgeschlossen werden kann", dass in den Flaschen dieser Charge noch vitale Hefezellen enthalten seien. In einem Facebook-Video teilt Zötler mit angemessener Zerknischtheit mit, dass dadurch das Risiko einer Nachgärung in den Flaschen bestehe. Durch den höheren Druck kann das Glas zerspringen.

Die gute Nachricht lautet: Umfassende Quarantäne scheint nicht angebracht, die hauseigene Qualitätskontrolle hat die Lage offenbar gut im Griff. Eine Übertragung der aggressiven Hefezellen auf die übrigen Biersorten des Unternehmens ist laut Hersteller ausgeschlossen, weitere Produkte seien nicht betroffen. Gesundheitliche Gefahr für Konsumenten besteht ebenfalls nicht, ganz ohne Schluckimpfung. Das Bier könne, heißt es in der Mitteilung der Brauerei, bedenkenlos getrunken werden - sofern es der Bierliebhaber schafft, die Flasche unfallfrei zu öffnen.

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Der Hersteller empfiehlt allerdings, das Biermixgetränk zu entsorgen und dafür einen Flaschenhals- und Flaschenbauchschutz zu verwenden: Die Krone soll mit einem Flaschenöffner schonend geöffnet und dabei das Glas mit einem Geschirrtuch umwickelt werden - für den Fall, dass es tatsächlich zerbirst. Das Bier könne kostenlos beim Getränkemarkt gegen unbedenkliche Ware eingetauscht werden.

Das ist ein herber Schlag für die Brauerei, die Bierwirtschaft leidet ohnehin unter den Corona-Beschränkungen. Dabei hat sich Zötler in den vergangenen Wochen gut beholfen und die Aktion "Freibier for Future" gestartet: Kunden können dabei Freibier für ihren Lieblingswirt erstehen. Die Brauerei liefert das Bier dann an die gewählte Gastwirtschaft und für die dortigen Wirte kostenlos aus. Die Russ'n Halbe ist für die Aktion Freibier for Future allerdings nicht vorgesehen, den Gaststätten darf allein mit handelsüblichem Hellem ausgeholfen werden. Das jedoch hat nichts mit den vitalen Hefezellen zu tun, sondern eher mit der traditionellen Wirtshauskultur.

© SZ vom 25.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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