Mitten in Bayern:Wachstum im Gewerbegebiet

Wer sich Kita-Namen ausdenkt, war wohl auch im Pflichtseminar für originelle Friseursalon-Bezeichnungen. In Neumarkt-Sankt Veit war eine Namensfindung nun wieder einmal ernüchternd

Kolumne von Matthias Köpf

All die Mäuse, Marienkäfer und Fröschlein, die Bienen, Igelchen und Tigerenten gehen natürlich in Spatzennester oder Pusteblumen, in Regenbögen, Rappelkisten, Archenoahs und Villakunterbunts. Womöglich werden die Abendkurse für Leute, die sich Namen für Kindertagesstätten ausdenken, sogar von denselben Leuten abgehalten, die tagsüber für die Friseurinnung die Pflichtseminare zur originellen Salonbenennung geben. Jedenfalls ist es vor lauter Kobolden und Wichteln fast erfrischend, wenn der eine Kindergarten "Kath. Kinderwelt St. Vitus" heißt und der andere "Kindertagesstätte Neumarkt-Sankt Veit". Zwar gibt es in Neumarkt-Sankt Veit im Landkreis Mühldorf auch noch den Kindertiergarten Sinseder, aber das alles reicht ja immer noch nicht. Im Mai will die Stadt daher mit dem Bau eines neuen Kindergartens beginnen, und weil so eine Stadtverwaltung halt gerne weiß, wovon sie redet, hat sie sich beizeiten einen Namen für das Vorhaben gewünscht. Also hat die Stadt in ihrem Mitteilungsblatt die Bürger um Vorschläge gebeten. Doch die einzige Einsendung war wieder nüchtern bis ernüchternd.

"Gewerbezwerge" soll der neue Kindergarten dann doch nicht heißen, da herrschte neulich große Einmütigkeit im Bauausschuss. Gut, der neue Kindergarten soll im Gewerbegebiet "An der Landshuter Straße" gebaut werden, das schon. Aber "Gewerbezwerge" klingt jetzt auch nicht nach großem Wachstum. Dabei prosperiert die Stadt, beim Neujahrsempfang hat Bürgermeister Erwin Baumgartner gerade von einer "stabil steigenden" Gewerbesteuer gesprochen, stolze 1,3 Millionen stünden im Haushalt für 2020.

Also keine Gewerbezwerge, aber was dann? Für "Gewerberiesen" sind ja wieder die Kinder zu klein. Jedenfalls ging es im Bauausschuss zwar wieder nicht ohne "Spatzennest" ab, aber wegen des früheren Lehmabbaus kamen laut dem Ohrenzeugenbericht im Mühldorfer Anzeiger immerhin auch die "Loambergzwerge" oder die "Lehmbergkiddys" ins Spiel. Überstürzen wollte der Ausschuss erfreulicherweise nichts, stattdessen lieber noch ein Aufruf, diesmal an alle Kinder und Jugendlichen. Also Kinder, wenn ihr den Onkel Bauausschuss mal ein bisschen ärgern wollt: "Gewerbezwerge" klingt eigentlich doch gar nicht schlecht.

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