Mitten in Bayern:Urgewächs des Aschermittwochs

Die CSU erweitert die Rednerliste in Passau. Nur einer darf nicht ans Mikrofon

Von Wolfgang Wittl

Wer behauptet, dass früher alles besser gewesen sei, wird in der CSU wenig Widerspruch ernten - zumindest wenn mit "früher" die Ära ihres Gottvaters Franz Josef Strauß gemeint ist. Es war die Zeit, als politische Mitbewerber am Aschermittwoch wahlweise als "Pseudopropheten", als "Rattenfänger" oder einfach als "rote Deppen" bezeichnet wurden, und das gehörte oft noch zur höflicheren Anrede. Übersehen wird allerdings, dass Strauß seine Kraftausdrücke vor allem dann auspackte, wenn das Publikum im Bierdunst wegzudösen drohte. Das konnte angesichts der Rededauer durchaus vorkommen. Drei Stunden und noch länger verlor sich Strauß in kleinsten Verästelungen der Politik. Ohne einen deftigen Spruch zwischendurch wären die Zuhörer schlafend in den Masskrug gefallen.

Strauß' heutiger Nachfahre hat den Versuch, seine Besucher im eigenen Bier ertrinken zu lassen, nie ernsthaft unternommen. Horst Seehofer teilt sich die Bühne beim Aschermittwoch ja gerne mit Parteifreunden. Mal durfte Peter Gauweiler ran, mal Edmund Stoiber. Er wolle keinen Alleinunterhalter geben, sagt Seehofer. Der CSU-Chef stehe eine Rede Strauß'schen Formats nicht durch, sagen Kritiker. Wie auch immer: Verglichen mit dem, was jetzt kommt, war alles bisherige ziemlich übersichtlich.

Jünger, frischer, moderner soll der Aschermittwoch der CSU werden. Was zur Folge hat, dass nach der Generalsanierung des Programms neben Seehofer nun fünf weitere Redner auf der Bühne stehen. Die Begrüßung übernimmt der Passauer Landtagsabgeordnete Gerhard Waschler, danach kommen der Europapolitiker Manfred Weber, Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt, Bayerns Innenminister Joachim Herrmann und Generalsekretär Andreas Scheuer.

Es ist vielleicht Zufall, dass ausgerechnet die Seehofer-Favoriten Weber, Dobrindt und Herrmann einen großen Auftritt bekommen, vielleicht aber auch nicht. Markus Söder jedenfalls wird nur im Publikum sitzen. Kein Problem, versichert der Finanzminister. Er sei auch so ein Urgewächs des Aschermittwochs, als Generalsekretär habe er da schon oft genug gesprochen. Er sei zwar Traditionelles gewohnt, aber die neuen Ideen finde er völlig okay: "Wird bestimmt - toll."

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