Mitten in Bayern:Tücken und Lücken eines Radwegs

Die Gemeinde Gmund am Tegernsee bekäme vom Bund eine Umgehungsstraße finanziert, aber sie zieht nicht so recht - wegen eines anderen unvollendeten Bauprojekts

Kolumne von Matthias Köpf

In den Bundesverkehrswegeplan hat es der Radweg zwischen Dürnbach und Finsterwald bisher nicht geschafft, obwohl er schon auch ein recht langfristig angelegtes Vorhaben wäre, fast wie mancher Autobahnausbau oder eine neue ICE-Strecke. Allerdings plant und baut zwischen Dürnbach und Finsterwald nicht der Bund, sondern die Gemeinde Gmund am Tegernsee, jedenfalls was den Radweg betrifft. Dem Bund schwebt in der Nähe laut dem Verkehrswegeplan schon auch was vor, aber eben nicht der Radweg, sondern eine Umgehungsstraße für Gmund. Von der will die Gemeinde aber gerade noch weniger wissen als sonst, denn andernfalls kriegt sie ihren Radweg wahrscheinlich niemals fertig. Immerhin wird der 700 Meter lange Weg jetzt nur noch eine einzige Lücke haben.

Dabei hatten die Bauarbeiten schon im Frühjahr 2017 begonnen, sieben Jahre nachdem die Gemeinde den ersten Zuschussbescheid für den Radweg erhalten hatte. Die Arbeiten waren dann auch ziemlich zügig vorangeschritten - bis die Bagger an den Grenzen zweier Grundstücke Halt machen mussten, weil deren Eigentümer sie der Gemeinde vor Baubeginn noch gar nicht verkauft hatten. Seither klafften auf dem ansonsten asphaltierten Radweg zwei schmerzhafte grüne Lücken, eine 100 Meter und eine 30 Meter lang. Die Radler standen fast so blöd da wie die Gemeinde Gmund.

Man denke gar nicht daran zu verkaufen, solange der Bund eine Umgehungsstraße plane, die direkt an ihrem Bauernhof vorbeiführe, sagten die Eigentümer der längeren Lücke und machten ihren Grundstreifen so zum Faustpfand gegen die Umgehungsstraße. Immerhin diese Familie hat der Bürgermeister nun umgestimmt, und zwar mit dem Argument, dass die Gemeinde von der Umgehungsstraße eben gar nichts wissen wolle und der Bund sie deswegen auch nicht bauen werde, obwohl er sie 2016 in seinem Plan in den "vordringlichen Bedarf" eingestuft und ihr damit sogar eine reelle Chance auf Realisierung eingeräumt hatte.

Zwischen Dürnbach und Finsterwald müssen die Radler jetzt jedenfalls nur noch die zweite, 30 Meter lange Lücke auf der Straße umfahren. Sie können aber auch weiterhin den Trampelpfad nehmen, der sich in der Lücke längst gebildet hat - ohne Plan und in kürzester Zeit.

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