Mitten in Bayern:Stadtrat dringend gesucht

Im mittelfränkischen Ornbach wird ein Nachrücker für den Stadtrat gebraucht, seit mehr als einem Jahr. Es gibt 100 Kandidaten. Theoretisch jedenfalls. Das Kommunalwahlrecht macht die Sache speziell

Von Claudia Henzler

Ornbau ist ein beschaulicher Ort am Oberlauf der Altmühl, mit mittelalterlicher Stadtmauer und einer komfortablen Nähe zu den Fränkischen Seen. Obwohl sich Ornbau eine Stadt nennen darf, hat sie nur knapp 1800 Einwohner und zwölf Stadträte. Theoretisch jedenfalls, in der Praxis sind es elf. Die Stadt sucht seit einem Jahr einen Nachrücker. Bisher erfolglos. Dabei gibt es mehr als 100 Kandidaten. Die allerdings haben sich nie um einen Sitz beworben.

Das liegt an einer Besonderheit im Kommunalwahlrecht. Wenn der Wähler auf seinem Stimmzettel nicht aus mehreren Listen auswählen kann, weil wie in Ornbau alle Kandidaten auf einer einzige Liste antreten, dann darf er eingreifen. Er kann Namen von der Liste streichen und eigene Vorschläge handschriftlich ergänzen. Er muss nur den Namen seiner Wunschkandidaten nennen, am besten noch Beruf und Alter, um eine Verwechslung auszuschließen. Fragen muss er sie jedoch nicht. Und von dieser Möglichkeit haben die gut 800 Bürger, die im April 2014 zur Kommunalwahl gingen, reichlich Gebrauch gemacht.

So kam es, dass die Zahl der möglichen Stadträte von ursprünglich 14 Namen auf der Listenvereinigung CSU/Eintracht/Bürgerliste Ornbau auf stolze 126 wuchs. Und weil in den vergangenen Jahren drei Gemeinderäte ausgeschieden sind, muss der Nachfolger jetzt im handschriftlichen Bereich gesucht werden. Die Vorschläge werden Zeile um Zeile abgearbeitet, momentan ist man bei Platz 20 angelangt. Die Liste zu kürzen, indem man unwillige Kandidaten identifiziert und streicht, um dann nur noch Nachrücker mit Ambitionen zu befragen, sei nicht möglich, sagt Bürgermeister Heinz Baum. Es könnte ja sein, dass sich die Vorgeschlagenen doch noch umentscheiden, wenn sie tatsächlich an der Reihe sind. Der Stadtrat müsse sich an die Vorgaben halten und immer wieder aufs neue Mal formal durch einen Beschluss feststellen, wer der nächste Nachrücker ist. Der wird dann von der Verwaltung angeschrieben und kann den Posten innerhalb einer Woche ausschlagen. Am kommenden Donnerstag geht das Spiel in die nächste Runde. Dann wird der Stadtrat beschließen, wer diesmal Post bekommt.

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