Mitten in BayernSchuhbeck und das Madonnensalz

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Eine Impression aus Schuhbecks Gewürzladen im Jahr 2016.
Eine Impression aus Schuhbecks Gewürzladen im Jahr 2016. (Foto: Robert Haas)

Nach der Insolvenz des Starkochs ist ungewiss, wie es mit seiner Altöttinger Devotionale weiter geht.

Glosse von Hans Kratzer

Selbst Ingwer, Kardamom und Kreuzkümmel konnten das Unglück nicht mehr abwehren. Nachdem Starkoch Alfons Schuhbeck vor einigen Tagen einen Insolvenzantrag für seinen Gewürzhandel gestellt hatte, herrschte sogar in der Twittergemeinde Altötting Betroffenheit. Sie ging mit der bangen Frage einher, wie es denn mit dem Schwarzen Madonnensalz weitergehe. Die Sorge ist berechtigt, immerhin handelt es sich um einen Devotionalienschlager, der die Popularität des Wallfahrtsorts Altötting in stattlichem Ausmaß gefördert hat.

Gewürzmeister Schuhbeck, der es bestens versteht, religiöse Gegebenheiten mit schlauem Geschäftssinn zu paaren, hatte das Gewürzsalz "Schwarze Madonna" extra für Altöttinger Bedürfnisse zusammengemischt und es in 100- und 200-Gramm-Packungen fein portioniert. Da die wallfahrende Kundschaft am Kapellplatz stets Gelegenheit findet, die Ware segnen zu lassen, musste das Salz allein mit Blick auf die Heilkraft der Schwarzen Madonna als extrem wirksam erscheinen. Nicht umsonst stieg Altötting dank Marias Fürsprache zum populärsten Wallfahrtsort Deutschlands auf.

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Vor der Ära Schuhbeck war die Liaison von Salz und Madonna eher unterentwickelt. In Altötting konzentrierte sich die Heilserwartung mehr auf das Weihwasser. Gleichwohl besaß das Salz höchsten Wert, beispielsweise leitete es die Gründung Münchens vor 800 Jahren ein. Heinrich der Löwe ließ damals die dem Fürstbischof von Freising gehörende Isarbrücke bei Oberföhring zerstören, um die Salzhandelsroute auf seine eigene Brücke bei München umzuleiten. Nun mussten die Salzhändler die Zölle an ihn statt an den Bischof von Freising abführen. Als Kaiser Ludwig der Bayer 1332 München ein Salzmonopol gewährte, wurde die Stadt rasch erweitert, und schon wuchsen jene Häuser empor, in denen später dann Schuhbecks Kräuterwelt aufblühte.

Im Falle Schuhbeck war letztlich auch die Madonna hilflos. Gerade beim Salz geht vieles schief. Das weiß jede Küchenkraft, wer hat noch nie eine Gans gezuckert statt gesalzen? Für diese ungeschickte Klientel wurde das Schimpfwort Brezensoizer erfunden, das Lästerer auch jenen Unglücksraben zurufen, die nicht einmal ein Madonnensalz davor bewahrt, in die roten Zahlen zu rutschen.

© SZ vom 10.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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