Mitten in Bayern:Schneegroßmacht Ruhpolding

Unterhalb des Rauschbergs liegt das ganze Jahr über Schnee - in einer Halle. In diesen Zeiten eine begehrte Handelsware

Von Matthias Köpf

Wenn der Mitteldeutsche Rundfunk recht hat - und welchen Zweifel könnte es mitten aus dem Sendebereich des Bayerischen Rundfunks heraus daran geben -, dann wurde Oberhof in Thüringen vor einem Jahr zum "Biathlon-Mekka" ernannt. Und das, obwohl sie dort damals richtigen Schnee und Minustemperaturen hatten. Klimatisch kommt Oberhof dem echten Mekka heuer allerdings viel näher. Das mag an all dem Öl liegen, das die Saudis auch in der Nähe von Mekka heraufpumpen. Biathlon-Mekkas gibt es übrigens auch im oberfränkischen Längenau oder in Antholz (Südtirol). Auch aus der Schweiz dringt die Kunde, dass Lantsch/Lenz gerne ein Mekka werden würde. Das einzig wahre Biathlon-Mekka ist aber das oberbayerische Ruhpolding, das in dieser Hinsicht mit vollem Recht am öftesten genannt wird. Und in Ruhpolding haben sie Schnee wie andere Sand am Meer.

An diesem Freitag beginnt dort der Weltcup, den Oberhof aus Schneemangel absagen musste. Die Ruhpoldinger hingegen hatten noch 15 000 Kubikmeter vom Vorjahr in einer Halle auf Lager. Mit einigen Zulieferungen sowie dem Ausstoß zweier mobiler Anlagen, die in Containern Wasser kühlen, um es auch bei Plusgraden als Eispartikel aus Kanonen zu blasen, sollte es für sechs Meter Loipe reichen - in der Breite natürlich. Für den eigentlichen Ruhpoldinger Weltcup vom 12. bis 17. Januar langt es auch, aber dann sollte es schon schneien, damit die Halle für 2017 wieder voll wird.

Mit seiner Infrastruktur könnte Ruhpolding künftig sogar eine noch wichtigere Rolle spielen. Denn Lagerkapazitäten ermöglichen Termingeschäfte, und wenn die Ressource Schnee immer knapper wird, werden auch institutionelle Anleger wie US-Pensionskassen oder arabische und norwegische Staatsfonds die Chancen erkennen, die sich durch Spekulationen an der Ruhpoldinger Schneebörse bieten. Wobei die Norweger die Führungsrolle in der Organisation schneeexportierender Länder (OSEC) beanspruchen werden, weil sie durch ihre Schneeschiffflotte die Hand an der Schneeschaufel haben. Allerdings könnte auch ihnen das Wetter die Kalkulation verhageln. Dann fallen die Preise. Und der Schnee - kostenlos.

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