Mitten in Bayern:Rekordflug im Allgäu

Der Sommer ist noch lange nicht vorbei, das beweisen die Fahrgeschäfte in den Städten. Aber nur auf der grünen Wiese gibt es höchste Höhen

Kolumne von Florian Fuchs

Irgendwie stehen die Dinger überall im Weg: Hier eine Lebkuchenherz-Bude, dort ein Kinderkarussell. Dort ein Kettenkarussell, hier ein Trampolin. Das Corona-Leben ist kein Ponyhof, aber offenbar ein Freizeitpark: In München und in Augsburg ist der Sommer noch immer in der Stadt, und der bemisst sich nicht am Wetter, sondern an der Anzahl von Fahrgeschäften. Vor allem in Nürnberg gab es deshalb allerlei Ärger, der Bürgerverein Nürnberg-Altstadt monierte die aus seiner Sicht lieblose Zusammenstellung in den Wohnzimmern der Stadt: Frauenkirche und Schöner Brunnen waren über Wochen hinter Achterbahn und Riesenrad verschwunden.

Dass die Stadtbewohner sich nicht einmal mehr hinaus bewegen müssen, um sich zu vergnügen, können Freizeitparks natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Im Allgäu steht deshalb seit kurzem in einem Vergnügungspark eine neue Attraktion: der Allgäuflieger. Um Verwechslungen mit dem Urlaubs-Airport in Memmingen zu vermeiden: Der Allgäuflieger ist so etwas wie ein sehr überdimensioniertes Kettenkarussell, es ist sogar das höchste Flugkarussell der Welt - 150 Meter hoch, 100 Meter Flughöhe, Umdrehungen mit einer maximalen Geschwindigkeit von 50 Kilometern pro Stunde, 400 Tonnen schwer, 24 Sitze. Da können sie jetzt einpacken in Orlando, Florida, wo der sogenannte "Starflyer" mit 137 Metern Höhe nun unsanft von "Weltrekord" auf "gewöhnlicher Durchschnitt" heruntergestuft wurde.

Zum Glück sind sie nicht auf die Idee gekommen, den Allgäuflieger in Nürnberg, Augsburg oder München aufzustellen. Die Frauenkirche in der Landeshauptstadt etwa ist nur 99 Meter hoch, in Augsburg würde der Perlachturm mit seinen 70 Metern quasi verschwinden. Nein, sie haben das höchste Kettenkarussell der Welt auf die grüne Wiese gebaut, ins Allgäu, wo die schönsten Berge nicht weit sind und die saftigsten Wiesen wachsen. Und wer da dann hinauffährt, um sich mit 50 km/h im Kreis zu drehen, sieht vielleicht nicht nur die Berge am Horizont, sondern in der anderen Richtung auch das Ulmer Münster. Das ist 161 erhabene Meter hoch und hat insofern mit dem Sommer überhaupt kein Problem - ob in der Stadt oder draußen auf der grünen Wiese.

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