Mitten in Bayern :Reden muss man! Auch mit der AfD

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Der Landesschülerrat will vor der Landtagswahl mit allen Parteien über Bildung sprechen. Auch mit der AfD. Dafür hagelt es nun Zorn und Häme.

Kolumne von Johann Osel

Der Job des Schülersprechers kann Vorteile haben: Man wird vom Direktor, sofern der kein bornierter Knochen ist, zuweilen erhört und kann an seiner Schule Segensreiches bewirken. Schwieriger ist die Rolle als Landesschülersprecher. Da agiert man im politischen Raum mit unzähligen Akteuren und Lobbyisten - und muss erst mal Gehör finden, überhaupt wahrgenommen werden. Der Landesschülerrat (LSR) Bayern ist eine eifrige Truppe, fordert dieses, fordert jenes, strampelt für die Belange der Pennäler. Die Wahrnehmung der Arbeit aber, sie ist begrenzt. Jetzt wurde der Rat wahrgenommen. Und wie! 1000 Prozent mehr Resonanz, verglichen mit anderen Themen, meint Matze Weingärtner vom LSR. Jedoch: 999 Prozent Schelte.

Zur Landtagswahl entschied der Rat, mit allen Fraktionen über Bildung zu reden; und sich auch mit denen zu treffen, die Chancen auf das Maximilianeum haben, FDP und - oha! - AfD. Reaktionen seitdem, im echten wie im digitalen Leben? Kritik, Häme, Zorn. Auf Facebook regiert Spott: Der Geschichtsunterricht in Bayern müsse ja "wirklich unterirdisch" sein, schreibt einer. Oft liest man derlei: Wenn man sich mit "Rassisten" treffe, legitimiere man diese nur. Die AfD, meint einer, interessiere sich "eher für rechte Schüler als für Schülerrechte". Die Nürnberger Stadtschülersprecher forderten eine "klare Abgrenzung zur AfD".

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Man sei "zur politischen Neutralität verpflichtet", kontert der LSR. Es sei wichtig, "in einer demokratischen Gesellschaft jede Meinung zu hören und miteinander zu sprechen - statt nur übereinander zu mutmaßen". Da haben die Schüler recht: Gerade im Dialog mit der AfD ergibt sich oft, dass Populismus Programm ist. Es gibt simple Lösungen für diffizile Fragen - am Ende tragen eh die Ausländer Schuld an allem, was nicht läuft. Aber: Reden muss man! Wer Podien mit der AfD absagt, drückt sich. Der CSU-Abgeordnete Karl Straub hat neulich eine Debatte in Pfaffenhofen abgesagt - weil die AfD nicht eingeladen war. "Man kann sie nicht wegschweigen."

Der Dialog zwischen den Schülern und zwei Augsburger AfD-Männern ergab übrigens: viele Differenzen. "Mehrfach waren wir dazu gezwungen, deutlich zu machen, dass gewisse Probleme nichts mit der Nationalität oder der Herkunft der Schülerinnen und Schüler zu tun haben."

© SZ vom 19.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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