Mitten in Bayern:Parken vor der letzten Ruhe

Das Familiengrab liegt nicht mehr im Trend, stattdessen werden immer mehr Menschen verbrannt und in Urnen bestattet. Das spart auch noch Platz. Zum Glück für jene in Altusried, die dort parken, wo eigentlich Menschen hätten begraben werden sollen

Kolumne von Florian Fuchs

Das Leben nach dem Tod mag immer noch ewig sein, die letzte Ruhestätte ist es längst nicht. Das Familiengrab hat ausgedient, schon allein deshalb, weil es kaum mehr Familien gibt, die über Generationen hinweg am selben Ort wohnen. Stattdessen ist die Urnenbestattung angesagt. Das ist kompakt und praktisch und vor allem platzsparend, was nun wiederum den Autofahrern im Allgäuer Örtchen Altusried zugute kommt. Sie dürfen ihre Wagen, die wie in anderen Teilen Bayerns übrigens immer weniger kompakt, dafür aber sehr breit und ausladend gebaut sind, auch weiterhin dort parken, wo sie es gewohnt sind: direkt neben dem Friedhof.

Das ist keineswegs selbstverständlich, denn der Parkplatz am Friedhof, das hat die Gemeinde jetzt erst herausgefunden, ist eigentlich gar kein Parkplatz. Seit jeher parken dort zwar Mitarbeiter der Geschäfte und Einrichtungen im Ort, die Stellfläche, haben Reporter der Allgäuer Zeitung beobachtet, ist stets gut genutzt. Allerdings hat der Bebauungsplan, der Anfang der Siebzigerjahre aufgestellt wurde, dort eine Grünfläche vorgesehen, für eine künftige Erweiterung des Friedhofs. Autos hätten dort nie parken dürfen. Also hat die Gemeinde reagiert und ein Änderungsverfahren eingeleitet - damit das Areal doch ein Parkplatz bleiben kann. Gräber wird es dort auch künftig keine geben, dafür weiterhin SUV's. Das ist aber kein Problem, denn der Erweiterungsbedarf auf dem Friedhof - siehe Trend zur Urnenbestattung - ist lang nicht mehr derselbe wie vor 50 Jahren.

Zumindest aber sind sie in Altusried nicht auf die Idee gekommen, den Parkplatz, jetzt wo er tatsächlich ein Parkplatz ist, noch schick zu pflastern. Das hätte daneben gehen können, wie eine Anekdote zeigt, die Kollege B. in einem solchen Zusammenhang nicht müde wird zu erzählen. Als B. einmal in Markt Schwaben einkaufen war, wandelte er sozusagen auf den Pfaden der Toten. Die Landschaftsbauer, die den Supermarktparkplatz gepflastert hatten, haben offenbar ausrangierte Grabsteine recycelt. Fragmente der Inschriften und Todestage waren noch zu entziffern. Ein Parkplatz also, wo einmal ein Friedhof hin sollte und ein ausrangierter Friedhof auf einem hoch frequentierten Parkplatz - das ist der Kreislauf des Lebens.

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