Mitten in Bayern:Nur der Hahn kräht täglich

In den Ferien wird es etwas ruhiger in der bayerischen Politik. Die Zeit nutzen die einen für das Selbstmarketing und die anderen, um loszuwerden, was sie immer schon mal sagen wollten

Von Katja Auer

Noch sind Osterferien, da geht es auch in der Politik etwas ruhiger zu. Der Landtag macht Pause und Ministerpräsident Horst Seehofer bereitet sich in aller Stille auf die Entscheidung vor, ob er weitermacht oder nicht. Seine Minister nutzen die Zeit zum Selbstmarketing. Zur Perfektion gebracht hat das Innenminister Joachim Herrmann, der immer dann einen Fahrradweg einweiht oder eine Polizeiinspektion besucht, wenn garantiert nichts los und ihm ein guter Platz in den Zeitungen sicher ist. In der Hinsicht können sich Gesundheitsministerin Melanie Huml und Landwirtschaftsminister Helmut Brunner noch einiges abschauen. Sie hätten ahnen müssen, dass weder Huml - trotz einer eigenhändig vorgenommenen FSME-Impfung an Jägerpräsident Jürgen Vocke - noch Brunner mit der Naschpaprika als bayerisches Gemüse des Jahres am Dienstag Herrmann und dem Verfassungsschutzbericht die Schlagzeilen hätten streitig machen können.

Wirtschaftsministerin Ilse Aigner hat sich dieser Tage per Interview zu Wort gemeldet. Sie sei nicht lesbisch, sagte sie dem Spiegel, und dass eine alleinstehende Frau in der Politik für viele offenbar ein inakzeptabler Zustand sei. Für so manchen Parteifreund wenigstens, der Bevölkerung traut Aigner mehr Toleranz zu. Ob Bayern reif sei für eine Ministerpräsidentin, musste sie sich dennoch fragen lassen, und darauf natürlich antworten, dass sich die Frage gerade nicht stelle. Aber sie sehe keinen Grund, sagte Aigner, warum das in Bayern nicht funktionieren sollte. Da hat sie zweifellos recht, die Mechanismen in der Politik allerdings unterliegen anderen Regeln.

Die kennt Markus Söder gut, der bekanntlich mal Ministerpräsident werden will, und er hat die Ferien ebenfalls genutzt. Er forderte den Abbruch der Beitrittsgespräche mit der Türkei, absolvierte einen Fernsehauftritt im sogenannten ländlichen Raum und lud die Besitzer der Ehrenamtskarte zu einer Freifahrt auf den Seen ein. Dazu ein frommer Ostergruß und kaum jemand ist präsenter als der Heimatminister. Aigner hält es eher mit einem Spruch, den sie bei der Gelegenheit auch mal loswerden wollte: "Die Henne weiß auch, dass jeden Morgen die Sonne aufgeht, muss aber nicht jeden Morgen krähen."

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