Mitten in Bayern:Mount Ludwig an die Kampenwand

Der Geheimbund der Guglmänner hat vorgeschlagen, den Chiemgauer Hausberg nach dem Vorbild des Mount Rushmore in Amerika zu gestalten. Dort prangen Präsidenten an der Felswand, hier soll das Antlitz des "Königs der Könige" in den Stein gemeißelt werden

Kolumne von Hans Kratzer

Am Samstag jährt sich der Tod von König Ludwig II. zum 134. Mal, und hätte Corona nicht dazwischengefunkt, dann hätten wie jedes Jahr Königstreue aus aller Welt ihrem Idol an der Votivkapelle am Starnberger See gehuldigt. Um den Ruhm des geliebten Königs trotzdem zu mehren, hat der Geheimbund der Guglmänner in einem Schreiben an Ministerpräsident Markus Söder vorgeschlagen, in den Felsen der Kampenwand ein großes Ludwig II.-Denkmal zu meißeln. Der Hausberg des Chiemgaus würde damit ähnlich veredelt wie der Mount Rushmore in den USA, an dessen Felswänden die Steinköpfe von vier populären US-Präsidenten prangen.

Nur ein Monument dieses Ausmaßes sei adäquat für Ludwig II., argumentieren die Guglmänner. Angesichts der historischen Größe des Königs reiche es nicht, in einem Park in München ein Denkmal aufzustellen - "das Ludwigsmonument darf nicht vergleichbar sein mit den Standbildern gewöhnlicher Monarchen, es muss unübertreffbare Größe ausstrahlen - wie die Sphinx." Der Gipfel der Kampenwand sei der richtige Ort, weil dort bereits ein Gedenkkreuz für die bayerischen Gefallenen der Weltkriege stehe. Ludwig habe Krieg und Gewalt gehasst - "eine Haltung, wie sie heute nicht aktueller sein könnte." Überdies könnte der König ewig hinunterblicken auf sein Schloss Herrenchiemsee und auf ganz Bayern, seufzen die Guglmänner, die stets groß denken. Vor Jahren plädierten sie für bayerische Euromünzen mit dem Konterfei von Ludwig II. anstelle des Bundesadlers, da dieser ein preußisches Symbol sei. 2011 forderten sie einen ordentlichen Lehrstuhl für Ludwigologie an der Ludwig-Maximilians-Universität, um den König aus dem Staubwinkel privater Ludwigelei herauszuholen. Nur so könne "das größte Lügengebäude der Geschichte" zum Einsturz gebracht werden. Für die Guglmänner steht zweifelsfrei fest, dass der preußische Geheimdienst den König ermordet hat. Die Wahrheit über diese Todesumstände ans Licht zu bringen, sehen sie als ihre edelste Aufgabe.

Seinen Ursprung findet der Geheimbund in der Verfassung des Königreiches Bayern von 1818, die auch die Trauerfeierlichkeiten für verstorbene Monarchen regelte. Dem Wagen mit dem Sarg sollten 25 Guglmänner voranschreiten, dunkle Gestalten in bodenlanger Mönchskutte, mit gekreuzten Kerzen vor der Brust, die Gugl, eine Kapuze mit Sehschlitzen, über das Gesicht gezogen. So geschah es auch 1886 bei der Beisetzung von Ludwig II., dem die Guglmänner auch nach dessen Eintritt in die Ewigkeit treu zur Seite stehen. In Amerika seien ja nur Präsidenten in den Felsen gemeißelt, sagen sie, "bei uns aber wäre es der König der Könige!"

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