Mitten in Bayern:Mixa erscheint schon mal nicht

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Der Unterflossinger Marienerscheinungsförderverein muss ohne Prominenz auskommen: Seher Salvatore Caputa empfängt die Heilige Jungfrau sowieso nur noch im Homeoffice, und dann muss auch noch Ausgburgs Ex-Bischof absagen

Glosse von Matthias Köpf

In der Pandemie muss man selbst als Seher zuschauen, dass man beruflich einigermaßen im Rhythmus bleibt. Salvatore Caputa zum Beispiel konnte im vergangenen Jahr wegen Corona schon zweimal nicht zu seiner turnusgemäßen Marienerscheinung in Unterflossing im Landkreis Mühldorf anreisen. Sonst tritt Caputa ja alle halbe Jahre samstags in Unterflossing auf, und wo Caputa auftritt, da erscheint auch schnell einmal die Heilige Jungfrau Maria - ihm zumindest und nach eigenen Angaben, und zwar nach seinen, nicht nach ihren. Aber jetzt ist halt Corona, und da kann auch Caputa seine Erscheinungen nur im Homeoffice empfangen. Offiziell anerkannt sind sie sowieso nicht. Das könnte wohl nur die so genannte Amtskirche. Und die will ja nicht einmal, dass der ehemalige Augsburger Bischof Walter Mixa mit dem Unterflossinger Marienerscheinungsförderverein die Messe feiert.

Man sei mit dem Emeritus "überein gekommen", dass er an dem Gottesdienst nicht teilnehme, heißt es dazu aus dem bischöflichen Ordinariat in Regensburg. Mixa habe, wie es in der katholischen Bistumsbürokratie unter aktuellen und ehemaligen Amts- und Würdenträgern üblich ist, seine Teilnahme an einem Gottesdienst in Bodenkirchen im Bistum Regensburg angemeldet. Dorthin hatte der Förderverein ersatzweise eingeladen, weil Caputa coronabedingt nun schon zum dritten Mal nicht nach Unterflossing kommen konnte. Mixa sei da von einem "normalen Fatima-Gottesdienst" ausgegangen, teilt das Ordinariat mit. Man habe sich dann aber erkundigt und sei auf den Zusammenhang mit den angeblichen Marienerscheinungen in Unterflossing gestoßen, die von den zuständigen Kollegen im Erzbistum München-Freising ja kritisch gesehen würden. Daher dann die "Übereinkunft" mit Mixa. Der wäre übrigens 2019 fast versehentlich zwei Tage vor der Europawahl bei der AfD aufgetreten, was der damals amtierende Augsburger Bischof Zdarsa untersagt hat.

Der Förderverein jedenfalls musste am Samstag demnach nicht nur ohne Caputa feiern, sondern auch ohne Mixa. Ob wenigstens die Heilige Maria da war, wird sich zeigen. Caputa übermittelt die zentralen Botschaften seiner offenbar ortsunabhängig, aber rechtzeitig eintreffenden Erscheinungen später schriftlich.

© SZ vom 15.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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