Mitten in Bayern:Mit Lego Barrieren abbauen

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Mit den bunten Bausteinen lässt sich allerhand basteln. Meistens vor allem zum Spaß. Es lässt sich aber auch Sinnvolles herstellen aus Lego, wie gerade in Würzburg zu sehen ist

Kolumne von Dietrich Mittler

Was ist nicht schon alles aus Lego gebaut worden, das tatsächlich auch im Alltag funktioniert: ein Gewächshaus zum Beispiel. Stand mal in London auf einer Design-Ausstellung. Oder auch Plattenspieler, Brotkästen, Mikroskope, Spielkonsolen und Kameraobjektive. Zudem gibt es ja noch jene Dinge aus Lego, die zwar nicht funktionieren, dafür aber Träume ein wenig greifbarer machen: Bugattis, Lamborghinis, High Heels, ein Campingbus in Originalgröße. Oder dann vielleicht doch etwas kleiner: Schloss Neuschwanstein fürs Wohnzimmer. Wie zu erahnen: Zuletzt genannte Konstrukte erfreuen das Auge, dienen zumeist aber nur der persönlichen Erbauung des Besitzers oder der Besitzerin - sofern die nicht auch mal andere einen Blick auf all das werfen lassen, was einmal als ein bunter Haufen von Klemmbausteinen seinen Anfang nahm.

Da war es wirklich an der Zeit, Lego in einer Weise zu verbauen, die sich einzig und allein jenen Menschen widmet, die im Alltagsleben immer noch von Barrieren aufgehalten werden. Denn Bayern bis 2023 barrierefrei zu machen, so wie es Ende 2013 der damalige Ministerpräsident Horst Seehofer als Ziel vorgab, davon ist der Freistaat immer noch ein ganzes Stück entfernt. Das räumt selbst die augenblickliche Staatsregierung ein. Da kommen die 1949 vom dänischen Kunsttischler Ole Kirk Christiansen auf den Markt gebrachten Plastikbausteine gerade recht. Der Verein "WüSL" hat jetzt in Würzburg seine erste Rollstuhlrampe aus Lego übergeben. Sie macht künftig die Schwelle vor einer Konditorei passierbar für alle, die Rollstühle oder auch Rollatoren brauchen, um durchs Leben zu kommen. "WüSL" steht für "Selbstbestimmt Leben Würzburg". Das Ordnungsamt der Stadt hat dem Projekt zugestimmt, schon wegen seiner Signalwirkung. Es soll die Barrierefreiheit in der Heimatstadt ein wenig voranbringen.

Vorschlag: Mit bunten Klemmbausteinen ließe sich doch auch anderen Visionen der Staatsregierung auf die Sprünge helfen. Zum Beispiel dem Raumfahrtprogramm Bavaria One: Kostengünstige Satelliten und Weltraum-Roboter - original zusammengesteckt in Bayern. Und dazu dann eine zwei Völker verbindende Regierungserklärung: "Markus Söder dankt Dänemark."

© SZ vom 09.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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