Mitten in Bayern:Maxi will nicht weg

In der Nähe von Schrobenhausen ist ein Storch seßhaft geworden. Das sorgt für Probleme

Glosse von Maximilian Gerl

Um die Gattung Ciconia ciconia war es hierzulande lange schlecht bestellt. Mancherorts galt der Weißstorch als ausgestorben. Zum Glück wurde in den vergangenen Jahren vieles unternommen, um den imposanten Vogel zur Rückkehr zu bewegen, durchaus mit Erfolg: So gilt Uehlfeld (Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim) inzwischen bundesweit als Storchen-Hauptstadt. Angeblich kommen dort 100 Exemplare auf 3000 Einwohner. Die Liebe der Franken zu den Vögeln geht sogar so weit, dass laut eines örtlichen Nachrichtenportals Schilder um Rücksicht auf sie mahnen: "Achtung! Störche im Tiefflug!"

Der Storch fühlt sich also wieder wohler in Bayern. Dass er, der als Zugvogel hier nur zur Sommerfrische weilt, aber nun gar nicht mehr gehen will, das ist dann doch eher ungewöhnlich. Doch genau das ist jetzt laut BR bei Schrobenhausen passiert. Maxi heißt der Storch und er ist ein echter - Achtung, der kommt ebenfalls tief - Pechvogel. Erst fiel er aus seinem Nest auf einem Kirchturm. Dann stelzte er durch die Straßen und wurde prompt von einem Hund gebissen. Trotz allem hatte Maxi noch Glück im Unglück, ein Hobby-Falkner päppelte ihn wieder auf. Die Kur mit Antibiotikaspritzen und kleinen Mäusen gelang offenbar so gut, dass der Jungstorch nun abheben könnte. Gut verstaut wurde er also per Transportkiste auf eine ferne Wiese gebracht. Doch statt in den Süden zu jetten, so notiert es der BR, "überflatterte er den niedrigen Zaun und stolzierte weit über einen Kilometer über Feldwege und Dorfstraßen zurück zum Grundstück" seines Adoptivvaters. Dort scheint er sich inzwischen recht gut eingenistet zu haben und kommt bei offener Türe gerne mal ins Haus, um sich gemeinsam mit Kater Peter die Zeit zu vertreiben.

Ein Storch, der nicht fort will - das geht natürlich zu weit. Wahrscheinlich im kommenden Frühjahr soll darum ein neuer Versuch unternommen werden, den Junggesellen endlich zum Auszug zu bewegen. Vermutlich fehlt es ihm nur an Vorbildern, denen er hinterherflattern könnte. Sollten die in Schrobenhausen noch nicht so zahlreich sein, keine Sorge: In Uehlfeld ließe sich bestimmt Inspiration sammeln. Und die entsprechenden Warnschilder für ungeübte Flieger stehen auch schon.

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