Mitten in Bayern:Markt Wald hat 1265 Euro PKVSD

Bürger sind nicht immer allzu gut auf ihre Gemeinde zu sprechen. Doch in einem knapp 2500-Einwohner-Dorf in Schwaben hat eine Frau nicht nur gut hingehört, sondern sie beweist auch Großherzigkeit

Kolumne von Florian Fuchs

Das mit der Entschuldung des Freistaats bis zum Jahr 2030 wird nun also nichts mehr, Ministerpräsident Markus Söder investiert ja neuerdings lieber: in Raumfahrt, in Hochschulen und was sonst bei drei nicht auf den Bäumen ist. 27 Milliarden Euro Schulden hat Bayern derzeit, wenn Söder so weitermacht, dürften es in naher Zukunft nicht viel weniger werden. Außer natürlich die Bürger nehmen sich ein Vorbild an der kleinen Gemeinde Markt Wald in Schwaben, ein gutes Stück südlich von Augsburg. Laut dem Geschäftsführer der dortigen Verwaltung, Herbert Egger, liegt Markt Wald "so richtig im Zentrum des Nichtzentrums", also in etwa auf der anderen Seite des Universums von Markus Söder.

Und trotzdem könnte das knapp 2500-Einwohner-Dorf nun so etwas wie der bayerische Vorreiter werden, wenn es darum geht, die Pro-Kopf-Verschuldung zu mindern. Sie waren schon etwas überrascht in der Verwaltung, als vor Kurzem eine Überweisung eintrudelte über exakt 1265 Euro, Überweisungszweck: PKVSD. Sie dachten erst an einen Fehler, erzählt Egger, sie grübelten, was es damit auf sich hat, bis einem die zündende Idee kam: 1265 Euro, das entspricht doch exakt der Pro-Kopf-Verschuldung der Gemeinde, Abkürzung: PKVSD. In einer Haushaltssitzung des Gemeinderats hatte eine Bürgerin offenbar aufmerksam zugehört und sich dann gedacht: 1265 Euro Schulden pro Kopf, wenn es weiter nichts ist, da helfe ich gerne aus.

Jetzt ist Markt Wald nicht arm, da gibt es Gemeinden in Bayern, die deutlich schlechter dran sind. Und insgesamt betrachtet senkt der Beitrag den Schuldenstand von Markt Wald auch nicht unbedingt dramatisch. Aber "Nachahmer werden schon gern gesehen", sagt Egger und lacht. Die Gemeinde will sich vorbildlich verhalten und das Geld nicht einfach einsacken, sondern nun erst einmal mit der Wohltäterin reden, ob sie ihre Überweisung nicht doch lieber zurückgebucht haben will. Als Spende deklariert, dürfte es die Gemeinde aber wohl behalten. Falls Söder also Nachhilfe braucht, Herbert Egger ist mit Tipps bestimmt zur Stelle. Die Pro-Kopf-Verschuldung im Freistaat liegt allerdings bei mehr als 2000 Euro - da müssten die Bürger schon tiefer in die Tasche greifen.

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