Mitten in Bayern:Krank im Ärztehaus

Vor ein paar Jahren hat Neuburg an der Donau ein neues Ärztehaus bekommen. Die Mediziner bleiben allerdings nicht mehr lange. Das Haus hat offenbar die ganze Belegschaft krank gemacht

Von Christian Rost

Zehn Millionen Euro hatten die Kliniken St. Elisabeth in Neuburg an der Donau in ein neues Ärztehaus investiert, in das Ende 2015 auch eine urologische Praxis einzog. Nach eineinhalb Jahren halten es nun die beiden Ärzte der Gemeinschaftspraxis und ihr Team nicht mehr aus in dem Bau. Ausgerechnet ein Ärztehaus hat sie krank gemacht. Von neun Arzthelferinnen sind acht krankgeschrieben, nur noch eine, die auch nicht ganz gesund ist, hält zusammen mit einer Auszubildenden die Stellung. Nach einem Bericht der Lokalzeitung müssen wegen des Personalnotstands schon seit Monaten Patiententermine abgesagt oder verschoben werden. Auch einer der beiden Ärzte kommt aus dem Husten kaum mehr heraus.

Dass das Klima in den neuen Räumen nicht optimal ist, bemerkte das Team bereits beim Einzug. Doch dann bekamen alle Beschwerden: Ausschläge an den Armen, auf der Brust und im Gesicht, Juck- und Hustenreiz sowie brennende Augen. Die Ursache dafür ließ sich nicht klären, auch mehrere von den Kliniken St. Elisabeth beauftragte Gutachter fanden in den verwendeten Baumaterialien und in der Raumluft keine schädlichen Stoffe. Merkwürdig ist der Fall überdies, weil es in den anderen Arztpraxen im Haus keine gesundheitlichen Probleme gibt. Nur in einem Punkt unterscheiden sich die Räume der urologischen Praxis von den anderen: Der Fußboden ist aus einem anderen Material. Die Urologen haben den Boden deswegen in den Osterferien versiegeln lassen. Doch auch in der Zeit danach klangen die Beschwerden bei den Arzthelferinnen nicht ab. Weil das Problem sich auch wirtschaftlich auswirkt, haben die Urologen jetzt die Nase voll vom Ärztehaus. Sie ziehen mit ihrer Praxis zum 1. Juni um.

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