Mitten in Bayern:Kommandant gesucht

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Es brennt auf der Fraueninsel, nämlich bei der Feuerwehr. Der Kommandant hat wegen Unstimmigkeiten mit dem Bürgermeister hingeschmissen und nun will keiner der oberste Brandbekämpfer sein. Nun schwelt die Feuerwehr-Krise

Kolumne von Matthias Köpf

Die Fraueninsel im Chiemsee misst an ihrer längsten Stelle gut 600 Meter, und Löschwasser gibt es rundherum ja genug. Auf viel mehr als 300 Meter Luftlinie könnte die Freiwillige Feuerwehr der Insel ihre Schläuche also kaum ausrollen, wenn es mal brennen würde. Aber natürlich würde sie nicht die längste Leitung nehmen, sondern eher die kürzeste, und nur für diese Entscheidung bräuchte sie auch keinen Kommandanten. Den braucht sie, um die Ausbildung und die Übungen zu organisieren. Die Wartung des Tragkraftspritzenfahrzeugs und des Handkarrens mit der zweiten Löschpumpe könnte er gegebenenfalls an den Gerätewart delegieren. Vor allem aber braucht sie einen Kommandanten, weil eine Freiwillige Feuerwehr laut Gesetz nun mal einen haben muss. Hat sie aber nicht, weshalb auf der Fraueninsel nun Feuer am Dach ist. Sogar eine außerordentliche Bürgerversammlung hat es gegeben.

Dabei bekommen die 250 Einwohner locker die 27 Aktiven zusammen, die es für eine Freiwillige Feuerwehr mindestens braucht. Nicht einmal ein Nachwuchsproblem gibt es. Nur eben dieses Führungsproblem, denn der bisherige Kommandant hat neulich den Helm hingeworfen und ist zurückgetreten. Nicht, weil ihn die Fehlalarme der Brandmelder zermürbt hätten oder weil es sonst so viel zu kommandieren gegeben hätte. Denn diese Fischerhütte hat 2012 gebrannt, und der Großbrand im Kloster war anno 1958. Vielmehr liegt der Kommandant mit Bürgermeister Georg Huber im Streit - worüber genau, dringt nicht über den See, aber um die Feuerwehr ging es anfangs wohl nicht. Weil sich aber der Feuerwehrkommandant und der Bürgermeister fast noch schlechter aus dem Weg gehen können als alle anderen auf so einer Insel, will der Kommandant nicht mehr Kommandant sein, und sonst will es auch keiner. Huber muss schon damit drohen, dass er einen Notkommandanten ernennt oder gar die Freiwillige Feuerwehr auflöst, stattdessen genügend Bürger zum Dienst verpflichtet und einen von ihnen zwangsweise zum Kommandanten macht. Um den Brandherd zu löschen, ist sogar der Kreisbrandrat auf die Insel geeilt. Doch der Streit schwelt weiter. Die Brandwache übernimmt der Stellvertreter.

© SZ vom 29.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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