Mitten in Bayern:Königsdisziplin peu à peu

Bewegung in schöner Umgebung macht Spaß und hält gesund - heißt es. Was liegt da näher, als auf Herrenchiemsee ein paar Runden zu drehen. Aber: Immer mit der Ruhe

Kolumne von Matthias Köpf

Wahrscheinlich hätte Ludwig II. auch ein bisschen besser auf seine Gesundheit achten sollen, und zwar nicht erst an jenem 13. Juni 1886, nach dem es dann sowieso zu spät war. Wie auch immer es genau zugegangen sein mag am und im Starnberger See: Der nachmalige Märchenkönig ist jedenfalls keine 41 Jahre alt geworden, und stattlich war er zuletzt wohl nicht nur der Größe, sondern auch der Breite nach. Womöglich hätte Joggen geholfen, zum Beispiel im Rahmen des kardiologischen Reha-Sports, den die Priener Irmingardklinik zusammen mit dem örtlichen TuS anbietet. Daraus ist schon vor etlichen Jahren der "Königslauf" hervorgegangen, eine sommerliche Zehnkilometerrunde über die Insel Herrenchiemsee, für den Kini quasi ein Heimspiel. Aber damit ist es jetzt auch wieder nicht genug.

Denn mit einem Zehnkilometerlauf mag ja rein irmingardmäßig schon was gewonnen sein, aber insgesamt reicht einmal im Jahr eine einzige Runde ums Schloss natürlich nicht. Da haben die Prien Marketing GmbH und die Bayerische Schlösser- und Seenverwaltung schon ehrgeizigere Ziele. Die eine findet nämlich, dass die Priener Gästebetten zwar im Sommer gut gefüllt, aber im Frühjahr noch zu leer sind. Und die andere scheint auch der Meinung zu sein, dass auf Herrenchiemsee um diese Zeit zu wenig Leute herumlaufen. Darum lassen sich beide Ende April nun erstmals den "Herrenchiemsee-Lauf" veranstalten.

Das Besondere an diesem Herrenchiemsee-Lauf ist, dass die Läufer am 27. April zwei jeweils 10,55 Kilometer lange Runden über die Insel drehen können, und dann am 28. April gleich noch mal zwei. Das soll in der Nacht dazwischen volle Betten bringen, und für die Läufer eine Teilnahme an der Marathon-Wertung.

In diese könnte dann aber genauso gut eingehen, wer beim wohl demnächst zu veranstaltenden Frauenchiemsee-Lauf innerhalb von zwei Wochen achtundzwanzigmal rund um die Fraueninsel und einmal den Dampfersteg auf und ab läuft. Oder wer binnen eines Jahres beliebig oft kreuz und quer über die Krautinsel kriecht. Und natürlich wer es im Laufe eines langen Berufslebens zweimal am Tag bis zum Kaffeeautomaten schafft. Etwas länger als das vom Kini müsste so ein Berufsleben dann aber schon sein.

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