Mitten in Bayern:Helden unserer Zeit

Wissenschaftler bestätigen, was mancher ahnte: Flüchtlinge sind Menschen wie alle anderen - und helfen zuweilen sogar anderen

Kolumne von Lisa Schnell

Recherchen der Süddeutschen Zeitung haben ergeben: Flüchtlinge sind gar nicht so anders. Erste Hinweise gab es schon länger. Es fiel auf, dass ein Flüchtling, den es an der Nase juckt, sich einfach kratzt, so wie wir. Zu beobachten war auch, dass Flüchtlinge zu lachen pflegen, wenn man sie kitzelt. Die SZ aber wollte es genau wissen.

Schließlich gibt es auch Anzeichen dafür, dass Flüchtlinge verschieden sind. Zu nennen sind hier Medienberichte, die immer wieder ein scheinbar unglaubliches Phänomen beschreiben, wie es gerade im unterfränkischen Obernburg beobachtet wurde. "Afghanischer Asylbewerber rettet junger Frau das Leben", war da zu lesen. Es ging um einen Mann namens Bashir Qausi, der eine verwirrte Frau daran hinderte, sich in den Main zu stürzen. Aber nicht nur ein Mann, ein Asylbewerber! Offenbar eine Sensation, sonst würde es ja nicht in der Zeitung stehen. Ein richtiger Aufreger waren auch die zwei Syrer, die einem dementen Pilzsammler wieder nach Hause halfen, oder der Iraker, der einen gefundenen Geldbeutel glatt wieder zurückbrachte. Was stimmt nun? Ist es eine Sensation, dass Flüchtlinge manchmal Gutes tun, oder sind sie doch einfach nur ganz normale Menschen?

Die SZ sprach mit mehreren Flüchtlingsforschern. Sie machten die Erfahrung, dass Flüchtlinge ganz verschieden sind. Die einen sind groß, die anderen klein. Manche sind laut, manche leise. Der eine ist ein Vollidiot, der andere total nett. Ein Experte brachte die Beobachtung so auf den Punkt: "Flüchtlinge sind Menschen wie du und ich." Damit erklärt er sich, warum auch Iraker Geldbörsen zurückbringen und sogar Afghanen Frauen retten. Die jüngste Forschung ist sich da einig, die Untersuchungen aber waren nicht immer einfach. Zu den Schwierigkeiten, die Forscher nennen, gehört das Phänomen, dass Flüchtlinge in der Öffentlichkeit immer mehr als Zahlen wahrgenommen werden, die sinken müssen. "Da kann man schon mal vergessen, dass es eigentlich ein Mensch ist", sagt ein Flüchtlingsforscher. Er verstehe deshalb auch, dass die gute Tat eines Asylbewerbers als eine Sensation verkauft wird. Als Wissenschaftler aber möchte er darauf hinweisen: Anderen zu helfen, das ist bei Menschen eigentlich ganz normal.

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