Mitten in Bayern:Hauptsache Hauptbahnhof

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Bad Reichenhall hat einen Hauptbahnhof, klar, schließlich gibt es noch einen zweiten Bahnhof, auch wenn das eher ein Haltepunkt ist. Und selbst, dass es im sogenannten Hauptbahnhof bald weder Schalter noch Fahrkartenautomat gibt, ficht die Reichenhaller nicht an

Von Matthias Köpf

Ihrem Bahnhof Bad Reichenhall-Kirchberg hat die Kurstadt viel zu verdanken. Zum Beispiel, dass es in Bad Reichenhall auch einen echten Hauptbahnhof gibt, was ohne einen zweiten Bahnhof wie eben Kirchberg schwer zu erklären wäre. Der ist zwar eher eine Haltestelle, um nicht zu sagen ein Haltepunkt, aber als Rechtfertigung für den Hauptbahnhof reicht er leicht. Der Hauptbahnhof selbst hat alles, was er zu haben hat, nämlich Buchhandlung, Backshop und Fahrkartenschalter. Gut, der Schalter ist Teil der Buchhandlung, aber immerhin müssen die Reisenden ihre Tickets im serviceorientierten Staatsbad nicht am Automaten kaufen. Einen Automaten soll es dort auch künftig nicht geben, hat die Bahn nun ausrichten lassen. Künftig ist nach dem 30. April, wenn die DB ihren Kartenschalter auflässt. Beratung gibt es im Hauptbahnhof dann keine mehr, Tickets auch nicht.

Dabei gibt es mit dem Intercity Königssee sogar eine direkte Verbindung nach Hamburg, und zwar über den dortigen Hauptbahnhof hinaus bis Altona. Der IC fährt aber nur einmal am Tag, und bis Freilassing gilt er auch nur als Regionalexpress, weil er sich in den Fahrplan der privaten "Berchtesgadener Land Bahn" fügen muss. Und der Konkurrenz muss die DB zwar Gleise und Bahnhöfe stellen, aber eben keine Kartenschalter und Automaten. Die BLB braucht sie auch nicht, denn bei ihr verkaufen die Schaffner die Tickets und bei Bedarf auch "Anfangskarten für den Fernverkehr". Die Kollegen in den DB-Zügen sollen den Reisenden dann zuschlagsfrei den Rest geben. Nur ist es speziell zu den Stoßzeiten nicht gewiss, dass der BLB-Schaffner in der Viertelstunde bis Freilassing zu jedem Fahrgast vordringt. Kommt er nicht, spart sich der Reisende zwar die Anfangskarte für den Fernverkehr, muss sich aber in Freilassing in aller Eile ein DB-Ticket für den Anschlusszug holen.

In Freilassing gibt es übrigens noch einen Haltepunkt in Hofham, ohne dass es deswegen gleich einen Hauptbahnhof gäbe, und Berchtesgaden hat überhaupt nur seinen einen Hauptbahnhof, aber so was ist eben schwer zu erklären. Die Reichenhaller wollen den Status ihres bald schalterlosen Hauptbahnhofs jedenfalls künftig mit den beiden neuen Haltepunkten Nord und Mitte untermauern.

© SZ vom 15.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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