Mitten in Bayern:Frohlocken dank Flocken

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Es ist immer wieder schön, wenn Mitte November Schnee fällt. Denn die ersten Reaktionen liegen zwischen purer Freunde und fassungsloser Ungläubigkeit

Kolumne von Florian Fuchs

Es mag verrückt erscheinen, aber Weihnachten naht und es fällt Schnee. Am Mittwoch in Oberbayern, sogar am Montag schon in Unterfranken. Beim Bayerischen Rundfunk haben sie dankenswerterweise alles im Blick: Wird eine Schneeflocke gesichtet, wird sofort berichtet. So ist zu erfahren, dass es an der Rhön etwa zur gleichen Zeit im vergangenen Jahr angefangen hat zu schneien wie jetzt, künftige Generationen von Historikern werden das zu schätzen wissen. Webcams übertragen das Geschehen in Unterfranken übrigens live in alle Welt. Zum Glück hängen die Kameras nicht auch im Bereich der Polizeiinspektion Regen. Dort ist ein Autofahrer offenbar kalt erwischt worden und mit seinen Sommerreifen an einer Steigung hängen geblieben. Er hätte sich sonst auf Video anschauen können, wie die Polizei erst ausrückt und ihn dann anzeigt. Nächstes Jahr wird der Mann die Winterreifen aufziehen, sobald im August die Supermärkte die ersten Schokomänner mit Zipfelmütze ausstellen.

Jetzt können drei bis vier Schneeflocken und dazu glatte Straßen schon einmal stutzig machen, wirklich überrascht sein dürfen sie aber eigentlich nur in Österreich und in den USA. In Buffalo im Staat New York fielen rund 25 Zentimeter Schnee, ein Rekord für Mitte November. In Chicago lag die Temperatur bei minus 13 Grad Celsius, das ist der tiefste Wert zu diesem Zeitpunkt seit 1986. In Kärnten, Osttirol, der Steiermark und im Salzburger Land waren 10 000 Haushalte zeitweise ohne Strom. Den Netzbetreibern zufolge waren unter der Schneelast Bäume umgestürzt und Kabel gerissen.

Vom Notstand ist Bayern noch weit entfernt, ein Brennpunkt der Winter-Berichterstattung lag höchstens vor Sankt Englmar und auf der B 533 bei Innernzell, wo mehrere Lastwagen an einer Steigung hängen blieben und ein Paketfahrer im Graben landete. Er kam vom Logistikzentrum, nicht vom Nordpol. Ein Sprecher des Präsidiums Schwaben Süd/West bilanzierte: "Der Schnee war sehr schön anzuschauen beim Blick aus dem Fenster, aber sonst haben wir soweit keine Auswirkungen gehabt." Die Zugspitze hat der Mann ganz offenbar nicht im Blick: Dort startet von Freitag an die Skisaison. Für alle Historiker: Das ist deutlich früher als vergangenes Jahr.

© SZ vom 14.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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