Mitten in Bayern:Einkaufen unterm Schlittenhügel

Die Bayern wählen am 14. Oktober einen neuen Landtag, die Riederinger entscheiden sich dann auch für einen neuen Supermarkt. Welcher der beiden Konkurrenten am Ortsrand bauen darf, sollen das Dorf entscheiden. Dem Laden im Ortskern wird das so oder so nahe gehen.

Kolumne von Matthias Köpf

Tante Emma hatte eigentlich nie einen anderen Vornamen auf Lager, von einem Nachnamen mal ganz zu schweigen. Wahrscheinlich hat sie ihren Laden schon deswegen fast überall zusperren müssen. Dagegen bewerben sich die Supermärkte allerorten mit ihrer großen Auswahl. Und oft haben die Menschen sogar noch die Wahl zwischen mehreren Märkten. Gut, das mag jetzt vor allem für größere Orte gelten, aber gar so klein ist Riedering mit seinen fast 6000 Einwohnern ja auch wieder nicht. Die Riederinger also können wählen, auch sie am 14. Oktober. Anders als die meisten anderen Bayern können sie sich dann aber nicht nur ihre Kandidaten für den Landtag und den Bezirkstag aussuchen, in dem Fall für den oberbayerischen. Nein, die Riederinger können dann auch zwischen zwei Supermärkten wählen. Das allerdings wohl nur ein einziges Mal und nur an diesem einen Tag.

Der ist noch dazu ein Sonntag, aber geöffnet hat von den Supermärkten ja auch am Donnerstagnachmittag noch keiner, genau darum geht es ja. Denn die Riederinger sollen am 14. Oktober entscheiden, ob sie den einen Supermarkt von der einen Kette am Ortsausgang Richtung Tinning gebaut haben wollen oder den anderen Supermarkt von der anderen Kette am Ortsausgang Richtung Niedermoosen. Mehr Auswahl gibt es leider auch in Riedering nicht, obwohl schon noch Ortsausgänge zur Verfügung stünden, etwa Richtung Eitzing, Ecking, Petzgersdorf oder Schmidham. Womöglich entsprechen diese der dritten Option im Bürgerentscheid, nämlich gar keinen neuen Supermarkt. Denn es gibt ja schon einen im Ort, aber der soll dann ja zusperren.

Die beiden Ketten, die sich anderswo nur mit Sonderangeboten duellieren, liefern sich in Riedering einen regelrechten Wahlkampf samt Großplakaten, Internetseite und Abendveranstaltungen. Die eine Kette, die sonst behauptet, sie liebe Lebensmittel, liebt nach eigenen Angaben auch Riedering. Die andere bietet sogar an, ihren Markt einzugraben, damit er den Riederingern nicht beim Schlittenfahren auf ihrem angestammten Hügel im Weg steht. Bei aller Liebe ist dieses Konzept klarer, denn zumindest auf den ersten Blick reduziert es die Idee des Supermarkts städtebaulich auf das Nötigste: auf einen Parkplatz am Ortsausgang.

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