Süddeutsche Zeitung

Mitten in Bayern:Einfach nur Posching

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Es war ein zähes Ringen, die verantwortlichen Parteien haben sich die Entscheidung wirklich nicht leicht gemacht. Und so war die Erleichterung groß, als um 17.59 Uhr das Resultat des größten Politikums jüngster Zeit im Landkreis Straubing-Bogen verkündet wurde

Kolumne von Andreas Glas

Die Sondierungsgespräche haben bis in den späten Montagabend hinein gedauert. Es war schon dunkel, ein Ergebnis aber konnten die Verhandlungspartner immer noch nicht präsentieren. Dabei waren die Parteien längst auf der Zielgeraden, wie man so sagt. Exakt 133 Ideen waren geklärt, nur noch acht Punkte übrig, über die man noch diskutieren musste. Aber irgendwie schienen die Verhandlungen zu stocken. War eine Partei einfach aufgestanden und gegangen? Hatte eine Partei die Sondierungen in letzter Minute platzen lassen? Es roch nach Scheitern.

Dann, um 17.59 Uhr, ging das Landratsamt Straubing-Bogen an die Öffentlichkeit. Mehr als zwei Monate hatte der Prozess gedauert, nun, endlich, gab Landrat Josef Laumer (CSU) bekannt: Der Kreisausschuss hat "eine gelungene Lösung" gefunden. Puh, große Erleichterung! Bei den Sondierungen ging es ja nicht um irgendeine Entscheidung, e s ging um da s Landkreis-Politikum der jüngsten Zeit: die Donaufähre zwischen Stephansposching und Mariaposching. Zur Erinnerung: Etwa 2000 Anwohner hatten darum gekämpft, die im Frühjahr 2016 gesunkene Seilfähre wieder herzurichten statt eine Motorfähre anzuschaffen. Erfolglos. Nun waren die Anwohner aufgerufen, der neuen Motorfähre einen Namen zu geben. Insgesamt 141 Vorschläge landeten im Briefkasten des Landratsamts, die finale Entscheidung traf der Kreisausschuss dann an diesem Montagabend.

Herausgekommen ist der maximalste Maximalkompromiss. Damit hinterher weder die Stephansposchinger noch die Mariaposchinger maulen können, haben die Sondierer im Kreisausschuss beschlossen, dass die Fähre "Posching" heißen wird. Auch bei den Leuten im Landkreis war "Posching" der Favorit. Laut Landratsamt gab es diesen Vorschlag insgesamt siebenmal und damit öfter als jeden anderen. In der Endauswahl durchgefallen sind dagegen diese sieben Namen: "D'Poschingerin", "Danupas", "Donauwelle", "Donaumadl", "D'Übersetzerin", "Donaufee" und "Donauwald-Fähre". Ob "Posching" tatsächlich die beste Wahl ist? Hm, Geschmackssache. Die wichtigste Botschaft der Sondierungsgespräche ist eh eine andere: Neuwahlen sind definitiv ausgeschlossen.

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Quelle:
SZ vom 22.11.2017
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