Mitten in Bayern:Ein Lichtstreif am Himmel

Zurzeit sind besonders helle Sterne zu beobachten, die Menschen wundern sich schon. Flugzeuge, Leuchtraketen, Söders Raumfahrtprogramm? Alles falsch, und ausnahmsweise hat es nicht einmal etwas mit der Corona-Krise zu tun

Kolumne von Florian Fuchs

Ein heller Stern am Firmament, der den Weg durch diese Krise weist, das wäre schon was. Stattdessen schießen dieser Tage immer wieder frühmorgens oder abends Dutzende Lichter über den bayerischen Himmel. Flugzeuge? Die starten gar nicht mehr in solcher Zahl. Hubschrauber? Sind langsamer. Bavaria One, Söders Raumfahrtprogramm? Noch nicht richtig durchgestartet. Leuchtraketen gestrandeter deutscher Urlauber, die gerne wieder heim möchten, weil die Krise hierzulande halt doch besser zu verkraften ist als anderswo? Unrealistisch, das Auswärtige Amt hat bereits die deutschen Reisenden ausgemacht und die Bild-Zeitung hat so gut wie alle interviewt. Also doch das Militär, das großflächig Desinfektionsmittel versprüht? Ein Gedanke nur für Verschwörungstheoretiker, die brauchen in dieser Zeit ja auch Halt, weil ihre Chemtrails überhaupt nicht mehr zu sehen sind.

Es gibt bayerische Polizeidienststellen, die müssen sich derzeit mit solchen Fragen auseinandersetzen, und zwar nicht wegen Anrufern mit Aluhut. Seltsam mutet es ja schon an, wenn sich plötzlich eine Menge heller Punkte am Himmel abzeichnen. Ein Blick ins Internet genügt allerdings zur Auflösung: Elon Musk, Milliardär, Autobauer und Raumfahrer, lässt gerade Tausende Satelliten ins All schießen. Immer jeweils 60 auf einmal, vom US-Weltraumbahnhof Cape Canaveral aus. Die Satelliten werden auf ihrem Flug von der Sonne angestrahlt und leuchten deswegen entsprechend am Himmel. Unter der Internetadresse findstarlink.com ist regional und minutengenau aufgeführt, wann die Satelliten wo zu sehen sind. Und auch, in welche Himmelsrichtung man schauen muss, um sie zu erspähen. In Bayern ist das wieder am Donnerstagabend der Fall, auch am Freitagmorgen.

Die Satelliten sollen sich wie an einer Schnur gezogen um die Erde ziehen und so auch entlegene Regionen mit schnellem Breitband-Internet versorgen. Das hat nichts mit der Corona-Krise zu tun. Es könnte aber noch wichtig werden, gerade in ländlichen Regionen des Freistaats: für all diejenigen, die beim virusbedingt verordneten Hausarrest nichts mehr anderes mit sich anzufangen wissen, als Youtube zu schauen und Filme und Serien zu streamen.

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