Mitten in Bayern:Ein Denkmal für Lotti

Suche nach Lotti geht mit Stahlrechen weiter

Ein Bild aus dem Jahr 2013: Um Lotti aufzuspüren, wurde aus dem Weiher damals das Wasser abgelasssen.

(Foto: dpa)

Im Sommer 2013 brachte es eine Schnappschildkröte zu Berühmtheit. Nun erinnert eine Skulptur an das Phantom.

Glosse von Florian Fuchs

Der Zeitpunkt kann kein Zufall sein: Pünktlich zu Beginn der Sommerferien und dem sich nähernden Sommerloch steht am Oggenrieder Weiher im Ostallgäu eine Skulptur der Schnappschildkröte "Lotti". Es musste schon viele Tiere herhalten, um die nachrichtenarme Zeit zu füllen, keines wurde je so ausgeschlachtet wie die arme Lotti, deren Existenz bis heute unbewiesen ist. Ein Junge war 2013 beim Baden im Weiher dermaßen heftig in die Achillessehne gebissen worden, dass er operiert werden musste. Der Bürgermeister von Irsee ließ die Bissspuren begutachten - die Theorie von der ausgesetzten Schnappschildkröte war geboren.

In Neuseeland und den USA berichteten Medien über Lotti, die zwar einen hübschen Spitznamen verpasst bekam, ansonsten aber als potenzielle Monsterschildkröte Schrecken verbreitete. Der Badeweiher wurde gesperrt, Reptilienexperten begaben sich auf die Jagd, das Ufergras wurde gemäht, die Feuerwehr durchkämmte das Gelände, der Teich wurde abgelassen. Aus heutiger Sicht war das natürlich ein Fauxpas. Loch Ness haben die Schotten ja auch nicht ausgetrocknet, nur um beweisen zu können, dass es gar kein Seeungeheuer gibt.

Der Aufregung in Irsee tat es im Sommer 2013 zwar keinen Abbruch, dass nicht mal eine kleine Haustierschildkröte am trockengelegten Grund entdeckt wurde. Langfristig betrachtet waren die Touristen - nicht nur die aus Neuseeland und den USA - dann aber doch wenig interessiert an einem Badeweiher, von dem nur das Gerücht einer fiesen Schnappschildkröte übrig blieb.

Es ist deshalb höchste Zeit, die Erinnerung an die irrsinnige Jagd nach einem Phantom aus dem Jahr 2013 mit einer Skulptur aufleben zu lassen. Am Oggenrieder Weiher sind schon lange wieder Badegäste im Wasser. Auch in einem Fischteich in der Nähe ist es ruhig. Dort hatte ein Jahr nach der Hatz eine Spaziergängerin Lotti vermutet, nachdem sie Zeugin eines tragischen Ententodes geworden war. Und noch nicht einmal Bürgermeisterin ist die Schildkröte geworden, obwohl sie bei der anstehenden Wahl damals zwei Stimmen erhalten hatte. Die Künstler jedenfalls haben all dies bei ihrer Skulptur, die nun am Ufer steht, honoriert: Lotti lächelt.

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