Mitten in Bayern:Der ideale Hut für den Herbst

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In der Nähe von Landshut erhalten Spaziergänger seltsame Stromschläge. Zeit, um über Schutzmaßnahmen nachzudenken

Kolumne von Thomas Stöppler

In Niederaichbach, nur wenige Kilometer von Landshut die Isar hinunter, schlagen sich Spaziergänger seit einer Weile mit Strom herum. Im wahrsten Sinne des Wortes. Wiederholt berichteten Anwohner von Stromschlägen, die sie bei Spaziergängen an einer 380-Kilovolt-Leitung des Kernkraftwerks Isar II bekommen. Bürgermeister Josef Klaus konnte das nicht glauben, bis er sich schließlich selbst überzeugte: Ein Kribbeln in den Beinen, ein Knistern in den Fingern. Der beauftragte TÜV bestätigte, dass die Grenzwerte für elektrische Feldstärke deutlich überschritten seien.

Netzbetreiber und Gemeinde sind an der Sache dran, aber es wird noch dauern. Dieses Jahr jedenfalls werden die Müßiggänger noch mit dem einen oder anderen elektrischen Schock rechnen müssen. Vor allem, da bei Feuchtigkeit die Schläge stärker werden und es jetzt Herbst und somit regnerischer wird. Problematisch ist das für Menschen mit Herzschrittmacher, aber vor allem für die Anhänger von Verschwörungstheorien. Für Letztere ist jetzt eine neue Bedrohung zur allgemeinen Corona-Gefahr hinzugekommen, und diesmal hilft der Aluhut definitiv nicht: Der schützt zwar garantiert vor Gedankenkontrolle durch Telepathie und vor 5G-Strahlen, aber in der Nähe von Stromquellen ist er ein denkbar schlechter Begleiter. Schließlich ist Aluminium ein hervorragender Leiter.

Es muss also ein innovativer Hut her. Aus Plastik zum Beispiel, das leitet bekanntlich keinen Strom. Aber dann wäre man wieder anfälliger für Telepathie. Eine Verbindung muss es also sein: Ein Plastikhut mit Alu-Innenfutter. Dieser könnte vielleicht auch noch vor anderen Gefahren schützen: Mit Styropor zwischen Alu und Plastik könnte man Fahrrad- oder Motorradhelme ersetzen. So könnte man auch bei der kommenden Apokalypse Leben retten. Vielleicht könnte man auch das Styropor durch Kautschuk ersetzen - der Umwelt zu liebe. Eine nachhaltige Lösung ist das zwar trotzdem nicht, aber immerhin.

Leider würde der ideale Sicherheitshut am Ende recht groß ausfallen. Vor allem, wenn man gegen die Kälte einen Überzeug aus Wolle drüber stülpen müsste. Vielleicht ist es doch am besten, wenn Verschwörungstheoretiker erst einmal Niederaichbach meiden.

© SZ vom 25.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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